Vorbands auf Konzerte sind ja immer so eine Sache für sich. Meist können sie der Hauptact nicht ansatzweise das Wasser reichen. Und wenn sie dann doch mal gut sind, werden sie oft besonders schlecht abgemischt, damit die Hauptband strahlt. Anders Deamon’s Child: sie fügen sich in eine kurze Liste ausgezeichneter Vorbands (die anderen sind: Atlantic/Pacific, Kadavar, Marianne Dissard und Husky) ein, die ich in meinem Leben hören durfte. Glücklicherweise wurde der Gig, von dem ich berichte, damals auch aufgenommen und unter dem Titel Live im Lux veröffentlicht.
Mit Angstparade liegt nun das dritte Studioalbum der Band aus Hannover vor. Der Sound änderte sich wenig, lediglich Knochenmann erweitert ihn um einen folkig-orientalischen Led-Zeppelin-Vibe (vergleiche etwa Led Zeppelin – III oder, eingeschränkt, Kashmir). Weiterhin schält sich der Ideal-Einfluss in Ana Muhis Gesang weiter heraus. Knochenmann, zu Beginn weniger Aggresiv als die übrigen Songs des Albums, steigert sich ab der Mitte erneut zu einem Stoner/Doom Song, was auch innerhalb des Stücks einen interessanten Kontrast schafft (der zudem immer wieder zwischen akustischen und elektrischen Parts wechselt). Vielleicht die größte Neuerung im Deamon’s-Child-Kosmos, die den Weg weißt.
Textlich überzeugt besonders Krone Meiner Schöpfung. Ein 9-Minüter, der sich mit dem Umgang des Menschen mit der Umwelt bzw. den Tieren auseinandersetzt und drastisch bebildert. Auch hier wechselt der Sound hin zu doomiger Psychedelic und im zweiten Drittel einen schwebenden Abschnitt hervorbringt, auf den ein umso aggressiveres Finale folgt.
Deamon’s Child präsentieren auf Angstparade erneut einen wenig massenkompatiblen, radikalen Sound, der den Hörer mit voller Wucht überfährt und die ursprüngliche Wut des Rock in die Zukunft überführt. Fans von Sludge und Retrorock sollten reinhören.
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Wer ich bin: Ich schreibe Bücher, forsche zur Massenkultur (Comics!), komponiere, liebe Musik & bin hoffnungslos franko-/italophil.
Woran ich glaube: Wir sollten im Leben danach streben, Narren zu sein. Immer auf der Suche, niemals am Ziel, von Neugier getrieben, mit offenen Augen, Ohren & Geist durch die Welt gehend.