(Review) Baby Driver: Music From The Motion Picture

Bab Driver OST

Der Einfluss mancher Regisseure sollte wirklich nicht unterschätzt werden. So veröffentlichte ein Filmnerd aus Tennessee 1993 einen Film, der nicht nur die Filmwelt völlig auf den Kopf stellte, sondern auch eine neue Art des Soundtracks etablierte: den Oldiesampler (obschon es auch hier bereits einige Vorläufer gab). Bereits damals etablierten sich auf diese Weise Musiker innerhalb des Mainstreams, die man zuvor noch misstrauisch beäugte  und deren restliches Werk in der Regel unbeachtet blieb – es wollte ohne durch ein vom Film vordiktiertes Emotionsskelett nicht in die Lebenswelt des hippen Hörers einfügen. Sie waren Relikte einer anderen Zeit oder schlicht zu obskur, um außerhalb ihrer Subkulur wahrgenommen zu werden.

Heute, über 20 Jahre später, sehe ich diese Art des Soundtracks jedoch lockerer, bieten sie doch Hörern eine Möglichkeit, unbekannte oder vergessene Songs neu zu entdecken (und förderern gleichsam Neuauflagen der dazugehörigen Alben, die sonst eher untergegangen wären – man denke z. B. an das Surfrevival der 1990er Jahre).

Auch bei Baby Driver handelt es sich um einen Soundtrack gleicher machart. Eine Doppel-CD, die – man kann es dem Produzenten gar nicht genug danken – nicht von nervigen Dialogzeilen auseinandergerissen wird.

Und so finden sich auf den Tonträgern viele Stücke, die der Zielgruppe des Films nicht mehr bekannt sein dürften. Etwa der großartige, von Eden Ahbez inspirierte Beach Boys Song Let’s Go Away For Awhile, Bongolia von der Incredible Bongo Band oder Early in the Morning von Alexis Korner’s Blues Incorporated – die wohl obskursten Stücke der Sammlung. Hinzu gesellen sich jede Menge Soul und Bluessongs (CD 1), die von der Jon Spencer Blues Explosion über Carla Thomas bis hin zu Mainstreamsongs wie Easy von The Commodores viele interessante Bands abdecken.

Großartig wird es indes auf der zweiten CD. The Edge von David McCallum (Songwriter: der etwas in Vergessenheit geratene David Axelrod), das auch heute noch reichlich verrückte Hocus Pocus der Niederländer Focus (von denen jüngst ein Boxset mit den wichtigsten Platten erschien), Barry Whites Never, Never Gonna Give Ya Up – Beischlafsong der Ally-McBeal-Generation – oder Baby Driver von Simon & Garfunkel.

Lediglich Chase Me von Danger Mouse feat. Run The Jewels and Big Boy fällt hier aus dem Rahmen und gehört i. Ü. auch nicht zum Film (womit seiner Existenz hier eigentlich keinerlei Berechtigung zukommt). Anders sieht es mit Know How von Young Mc aus. Der Rapsong nutzt ein Isaac Hayes Sample und es gelingt dem Musiker tatsächlich, einen großartigen Song zu zaubern den man nicht missen möchte.

Alles in allem kann man Baby Driver eigentlich nur eine gewisse Strukturlosigkeit vorwerfen. Besonders auf der ersten CD fehlt ein durchdachter Spannungsbogen wie man ihn z. B. von den Guardians Of The Galaxy Soundtracks kennt. Die Stimmung variiert zu wenig und es zeigt sich, dass 29 großartige Songs (Chase Me ignoriere ich) sorgsam sortiert werden müssen, um den Hörer bei Laune zu halten. Hätte man sich nur auf die absoluten Highlights beider Tonträger konzentriert – der Gesamteindruck würde deutlich besser ausfallen. Easy z. B. hätte man sich in der Commoders Version  sparen können, denn Sky Ferreiras Fassung haut einen um.

Hinweis: Alle Artikel wurden mir von der entsprechenden Plattenfirma / dem entsprechenden Verlag bzw. Verleih zwecks Rezension kostenlos zu Verfügung gestellt. Die Rezensionen sind demnach als Werbung zu betrachten.
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