Seit 2008 höre ich nun Blood Ceremony, eine Band, die ich eher durch Zufall entdeckte, deren Sound mich aber unmittelbar ansprach. Nun kam die kanadische Band um Sean Kennedy und Alia O’Brien endlich nach Hannover, eines von nur zwei Clubkonzerten in Deutschland. Die Gelegenheit, um die Okulltrocker abseits von Festivals und im kleinen Rahmen zu sehen.
Vorband: Demon’s Child
Bevor die Hauptband jedoch loslegte, spielte die Vorband Demon’s Child ein knapp 45 minütiges Set. Lässt der Name zunächst ebenfalls auf Okkultrock schließen, so präsentierte sich die Band um Sven Missullis als Mix aus Punk, Doom und härterem Psychedelicrock. Selten hörte ich eine ähnlich mitreißende Vorband, bei der die Zeit wie im Fluge verging. Sollte man sich unbedingt anhören.

Mainact: Blood Ceremony
Blood Ceremony betraten gegen 21 Uhr die Bühne und spielten ein beeindruckendes Set, bei dem lediglich ihr großartiges zweites Album, Living With The Ancients, mit nur einem Stück (My Demon Brother) etwas zu kurz kam. Interessanterweise vermisste man das Album aber kaum, denn die Stücke aus Lord of Misrule, The Eldritch Dark (das m. E. beste Album der Band) und dem selbstbetitelten Debüt füllten die Lücke. Einzig Master of Confusion und Daughter Of The Sun fehlten dem Fan dann doch.
Es muss besonders herausgestellt werden, wie gut Blood Ceremony tatsächlich spielen. Alia O’Briens Stimme entwickelte sich seit dem ersten Album kontinuierlich weiter und glänzt nun auf den Alben sowie Liveauftritten. Unsicherheiten vergangener Tage sind wie weggeblasen. Dass die Frau zudem Orgel und Querflöte spielt beeindruckt immer wieder. Inzwischen muss nicht einmal mehr Jethro Tull als Vergleich herangezogen werden – zu eigenständig tönt der Sound.
Photocredit 2017 by Julian Auringer, diekopfhoerer.eu
Eines der Highlights des Abends war sicherlich Lucas Gadkes Gesang auf Lord Summerisle, einem Stück, das auf The Wicker Man basiert und auch in einer elektrischen Version überzeugt. Besonders im Duett mit Alia O’Brien entwickelt der Song eine ganz eigene Stimmung, die dem Horrorklassiker mehr als gerecht wird.
Lange Hammond- und Flötensoli, harte Gitarrenriffs, filigrane Schlagzeugarbeit und ein wuchtiger Bass – was die Kanadier auf die Bühne zaubern gehört zum Besten, was ich seit langer Zeit gesehen und gehört habe – nicht nur im Hardrock. Was Blood Ceremony jedoch besonders auszeichnet ist nicht die Querflöte oder der Sound an sich: Die Eigenart, textlich alte Horrorfilme zu verarbeiten – darunter Obskuritäten wie die Arbeiten Jess Francos oder Jean Rollins – weiß zu begeistern.
Alles in allem überzeugte das Konzert auf ganzer Linie. Sollten sich Fans von Jethro Tull, Black Sabbath, Hansson & Karlsson oder auch Black Widow nicht entgehen lassen.

Set List
Old Fires
Goodbye Gemini
Drawning Down The Moon
Loreley
Half Moon Street
Return To Forever
My Demon Brother
Lord Summerisle
Witchwood
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I’m Coming With You
The Magician
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Wer ich bin: Ich schreibe Bücher, forsche zur Massenkultur (Comics!), komponiere, liebe Musik & bin hoffnungslos franko-/italophil.
Woran ich glaube: Wir sollten im Leben danach streben, Narren zu sein. Immer auf der Suche, niemals am Ziel, von Neugier getrieben, mit offenen Augen, Ohren & Geist durch die Welt gehend.