Die 2Cellos – zwei Typen, die mit ihren YouTube Videos großes Aufsehen erregten, seither einige Alben veröffentlichten und zuletzt auf Hans Zimmer – The Classics zu hören waren – veröffentlichen nun mit Score ihr eigenes Filmmusikalbum. Unterstützt werden sei dabei vom London Symphony Orchestra, jenem Orchester also, das bereits an diversen Soundtracks mitwirkte.
Ein Blick auf die Trackliste überrascht jedoch: Neben erwartbaren Filmen (Lord Of The Rings, Titanic, Gladiator) finden sich auch einige Stücke, die zumindest der YouTube Zielgruppe heute nicht mehr geläufig sein dürften wie etwa Love Story, Cinema Paradiso, Der Zauber von Malèna oder Die durch die Hölle gehen (The Deer Hunter).
Mit einem Medley aus Game Of Thrones Themen beginnt das musikalische Experiment auf kommerziellste Art und Weise. Game Of Thrones und dann nicht einmal ein einziges Thema, sondern ein Medley, ein Zusammenschluss mehrerer Melodien wie man sie sonst im Fernsehgarten und anderen Schlagerformaten erwarten würde. May It Be begeht, wie auch My Heart Will Go On den Adaptionsfehler Nr. 1: Eine Gesangsmelodie wird von Streichern, hier den titelgebenden Celli, aufgegriffen. Es funktioniert natürlich nicht.
Überzeugender hingegen For The Love Of A Princess aus dem Braveheart-, Love Story und Cinema Paradiso aus den jeweils gleichnamigen Soundtracks. Während bei Braveheart das Orchester gut eingebunden wird und auch zwischenzeitig die Führung übernehmen darf, überzeugt Love Story durch eine interessante zweite Celloharmonie. Das Thema aus Cinema Paradiso – einer der Top 3 Filme des hiesigen Rezensenten – fügt dem Stück zwar keinerlei neue Facetten hinzu, beweist die Unzerstörbarkeit der Morricone (Vater & Sohn) Komposition (gleiches gilt für Der Zauber von Malena) und unterstreicht die Emotionalität des Werks, obschon das Original deutlich vorzuziehen sei.
Über Moon River hüllen wir den Mantel des Schweigens. Auch dieses Stück begeht den bereits erwähnten Adaptionsfehler. Das Love Theme aus Der Pate atmet mir zu wenig, passt aber in den Kontext der CD und arbeitet – wie auch Love Story – mit einer netten Celloharmoniestimme. Das Thema aus Rain Man packt mich auch in dieser Version nicht, während Cavatina aus Die durch die Hölle gehen / The Deer Hunter durchaus den Charme des Originals transportiert. Eine der schönsten Melodien der Filmgeschichte (zu einem ihrer härtesten Filme über den Vietnamkrieg) wurde respektvoll adaptiert.
Schindlers Liste hingegen fällt durch. Die emotionale Fragilität des Itzhak Perlman Originals wird nicht erreicht obschon die beiden Musiker sich hörbar Mühe geben. Hier besteht das Problem eher im klanglichen Charakter des Cellos. Chariots Of Fire / Die Stunde der Sieger überträgt den Synthesizer Score von Vangelis in ein orchestrales Setting und mischt die Celli zu sehr in den Vordergrund. Schade eigentlich. Sobald das Orchester Zeit zum atmen bekommt, gewinnt die Adaption deutlich an Emotionalität. Now We Are Free aus Gladiator gehört wiederum zu den zu erwartenden Kommerzadaptionen. Kann man so machen, braucht man aber nicht, wenn das Original bereits im Schrank steht.
Allles in allem gefällt das Konzept der 2Cellos auf diesem Album. Problematisch die Ausarbeitung, sei es die oft zu kommerzielle Titelwahl (die man allerdings – im Hinblick auf die Zielgruppe – verstehen kann) oder der verfälschte orchestrale Klang (Celli links und rechts, Orchester oft im Hintergrund).
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Wer ich bin: Ich schreibe Bücher, forsche zur Massenkultur (Comics!), komponiere, liebe Musik & bin hoffnungslos franko-/italophil.
Woran ich glaube: Wir sollten im Leben danach streben, Narren zu sein. Immer auf der Suche, niemals am Ziel, von Neugier getrieben, mit offenen Augen, Ohren & Geist durch die Welt gehend.