Ziemlich lange schon hörte man nichts mehr vom Alan Parsons Project. Während Parsons selbst hin und wieder LIvealben veröffentlicht (zuletzt etwa Eye 2 Eye – Live in Madrid, LiveSpan oder ab und an eine Single), wurde es ruhig um das Projekt. Ein vollständiges Album – ob von Parsons oder seinem Project wurde zuletzt 1987 bzw. 2004 veröffentlicht.
Das übersehene Genie
Nun liegt mit Live in Colombia ein waschechtes Alan Parsons Project Album vor (hier allerdigns unter dem noch umständlicheren Namen The Alan Parsons Symphonic Project). An Parsons scheiden sich die Geister: Während er mancherorts verehrt und in eine Reihe mit McCartney, Jeff Lynne, Brian Wilson etc. eingereit wird, wird besonders sein Spätwerk von anderen belächelt. Ich für meinen Teil liebe seine Musik, besitze beinahe alle Studioalben und liebe vor allem seine Tätigkeit als Produzent (Rebel von John Miles!).
Jedoch sind auch die Eigenkompositionen nicht zu verachten. Ob Popsingles oder anspruchsvolle Progeben – Alan Parsons versteht sein Handwerk. Stücke wie Don’t Answer Me, The Raven, I Robot oder Eye In The Sky – so verschieden sie sind – werden durch ihren fantastischen Sound geeint. Hinzu kommt die großartige Auswahl der verschiedenen Sänger: Parsons verstand es immer bestens, seine Stücke zu inszenieren.
Neuinterpretation abseits des Symphonicklischees
The Alan Parsons Project Symphonic Project präsentiert die Musik nun so, wie sie gehört werden sollte: mit großem Orchester. Unter der Leitung von Alejandro Posada, mit einem großartigen Chor und einer bestens aufgelegten Band, von der vor allem Sänger P.J. Olsson überzeugt, werden die alten Songs ins neue Jahrtausend gerettet. Man muss P.J. Olsson Respekt zollen, denn es gelingt ihm, den großen Sängern der Vergangenheit das Wasser zu reichen.
Live In Colombia läd dazu ein, die Musik von Alan Parsons neu zu entdecken. Projekte dieser Art laufen oft Gefahr, in eine Art Schlagerrevue abzudriften. Hier gelingt das Unterfangen jedoch. Ob I Robot, Turn Of A Friendly Card, The Ace of Swords oder Luciferama – so gut klang das Project zuletzt auf den Platten. Manches gefällt nun sogar noch besser. Lediglich mein persönlicher Favorit What Goes Up… enttäuscht. Ausgerechnet P.J. Olsson gelingt es nicht, die Stimmung des Originals einzufangen.
Von diesem kleinen Schönheitsfehler abgesehen begeistert mich Live In Colombia immer wieder, denn hier klingen auch die etwas schwächeren Werke aus dem Parson’schen Schaffen (La Sagrada Familia) überzeugend. Darüber hinaus gelingt es, Pop- und Progsongs miteinander zu vereinen. Eye In The Sky und I Robot auf dem selben Konzert – es funktioniert bestens. Was das Orchester betrifft, so überraschen die großartigen, teils ausgetüftelten Arrangements. Einzig dem zu modernen Schlagzeugsound kann ich – wie so oft (Pet Sounds Live!) – nichts abgewinnen. Ein durchaus gelungenes Livealbum.
Erschienen bei Ear Music.
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Wer ich bin: Ich schreibe Bücher, forsche zur Massenkultur (Comics!), komponiere, liebe Musik & bin hoffnungslos franko-/italophil.
Woran ich glaube: Wir sollten im Leben danach streben, Narren zu sein. Immer auf der Suche, niemals am Ziel, von Neugier getrieben, mit offenen Augen, Ohren & Geist durch die Welt gehend.