Zwei Jahre sollten verstreichen, ehe die Band KIN neu veröffentlichte. Mit Reskinned gelingt ihnen nun ein großer musikalischer Wurf, der jeden Zweifel beseitigen sollte. Dandelion, Elephant, High Horse, Jesse und der Bandklassiker We Intertwine wichen Stücken wie Sucker Puncher, P-R-O-B-L-E-M, Blunt und When God Closes A Door. Harte, bluesgetränkte Gitarrensongs, die man vor sechs Jahren nicht für möglich gehalten hätte. Rebecca Lovell verwandelte sich in nur vier Jahren in eine Gitarrengöttin, deren Fähigkeiten beeindrucken, während ihre Schwester Megan ihr Lapsteelspiel intensivieren konnte und ihrem Instrument Töne entlockt, die man hier nicht vermuten würde.

Auch im Songwritingprozess änderte sich einiges. Während ihre Songs früher größtenteils getrennt voneinander geschrieben wurden und eine Art kreative Geschwisterrivalität das Songwriting bestimmte, beschloss man bereits in der Vorbereitungszeit zu KIN, fortan nur noch gemeinsam Songs zu schreiben. Die Rivalitäten wurden beigelegt. Ein Prozess der Zeit beanspruchte: „Früher [war ich] sehr sensibel, wenn es um meine Songs ging.“ erzählte mir Megan Lovell 2015. „Da war ich schnell sehr verletzt, vor allem, wenn wir Teile meiner Songs verändert haben oder einfach einen Teil nahmen und ihn in einem anderen Song unterbrachten. […] Ich musste einfach lernen, den Song in den Vordergrund zu stellen und das Beste daraus zu machen. Wenn man das Gefühl hat, etwas zum Song des Anderen beizutragen, sollte man einfach nicht darauf achten, von wem es kommt, solange es nur den Song zu seiner bestmöglichen Version verhilft.“ [Auringer, Julian: http://diekopfhoerer.eu/2016/03/review-larkin-poe-reskinned/] Ein Reifeprozess also, der langsam voranschritt und in der Diskografie der Band gut dokumentiert wurde. Und so waren es in der Bandgeschichte immer wieder die Gegensätze der beiden Schwestern, die sich perfekt ergänzten. Während Rebecca Lovell immer aus sich herausging, ihre Energie offen zeigte, lernte ich Megan als zurückhaltende, wenn auch ebenso herzliche Person kennen. Als einmal eine Mandolinensaite riss und Megan Lovell plötzlich Zeit überbrücken musste, um ihrer Schwester die Möglichkeit zu geben, das Problem zu behaben, brachte sie das Geschwisterverhältnis auf den Punkt: Wenn eine Schwester immer redet, muss die andere zuhören.
An Larkin Poe verdeutlicht sich aber vor allem die immense Arbeit, die Musiker leisten müssen, um erfolgreich zu sein. Bestimmte Faktoren sind dabei beeinflussbar – etwa eine Arbeitsmoral zu schaffen, die vorsieht, 340 Tage im Jahr auf Tour zu sein, bis spät in die Nacht zu üben und sich stetig zu verbessern. Andere Faktoren wie Talent und die Möglichkeit, bereits in jungen Jahren Vollzeit zu touren (Hausunterricht), sind eher zufälliger Natur. Larkin Poe zeigen, dass zum Erfolg auch Engagement gehört, egal in welcher Branche man zu arbeiten pflegt. 4 Alben, 6 EPs und diverse selbstfinanzierte Musikvideos später sollte es dauern, ehe ein zufriedenstellender Majorvertrag zustande kam. Und so befinden sich zwei junge Frauen aus Calhoun, Georgia auf Erfolgskurs. Vielleicht wird man in naher Zukunft auch von Megan und Rebecca Lovell sprechen, wenn von den bekanntesten Söhne und Töchter der Kleinstadt gesprochen wird.
Diskographie:
Lovell Sisters Band
2005 – When Forever Rolls Around (Album)
2008 – Live at the Philadelphie Folk Festival (Live-Album)
2009 – Time to Grow (Album)
Larkin Poe
2010 – Spring (EP), Summer (EP)
2011- Fall (EP), Winter (EP)
2012 – Thick As Thieves / Live from Stongfjorden (EP/Live-DVD)
2013 – The Sound of the Ocean Sound (Album zusammen mit Thom Hell), Killing Time (EP, zusammen mit Blair Dunlop)
2014 – KIN (Album)
2016 – Reskinned (Album)
Besetzung:
Lovell Sisters | Larkin Poe | |||||||
2005 | Sep 05 | 2006 | 2008 | 2010 | 2011 | 2012 | 2016 | |
Violine, Lead Vocal | ||||||||
Jessica Lovell | x | x | x | x | ||||
Dobro, Lapsteel, Harmony Vocal | ||||||||
Megan Lovell | x | x | x | x | x | x | x | x |
Mandoline, Gitarre, Lead Vocal | ||||||||
Rebecca Lovell | x | x | x | x | x | x | x | x |
Gitarre | ||||||||
Jake Stargel | x | |||||||
Josh Miller | x | x | ||||||
Albert Whiting | x | |||||||
Brad Frazier | x | x | ||||||
Matthew Wingate | x | |||||||
Mike Seal | x | |||||||
Rick Lollar | x | |||||||
Bass | ||||||||
Andy Nall | x | x | x | |||||
Daniel Kimbro | x | x | ||||||
Todd Parks | x | |||||||
Robby Handley | x | x | ||||||
Drums & Percussion | ||||||||
Chad Melton | x | x | x | |||||
Jonathan Maness | (nur Spring) | |||||||
Marlon Patton | x | x | x |
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Wer ich bin: Ich schreibe Bücher, forsche zur Massenkultur (Comics!), komponiere, liebe Musik & bin hoffnungslos franko-/italophil.
Woran ich glaube: Wir sollten im Leben danach streben, Narren zu sein. Immer auf der Suche, niemals am Ziel, von Neugier getrieben, mit offenen Augen, Ohren & Geist durch die Welt gehend.