Doch die Band war auch ohne Majorunterstützung weiterhin auf Erfolgskurs. 2008 führte sie der Weg erneut nach Nashville. Zusammen mit Grammy-Gewinner Brent Truitt, der bereits das Debütalbum When Forever Rolls Around mitproduzierte, arbeitete man den Sommer über an Time To Grow, einem Album, das überwiegend positiv aufgenommen wurde und neben zwei Preisgekrönten Songs (Distance gewann den John Lennon Songwriting Contest im Bereich Country) auch Ichetucknee Chutney enthält, eine Fremdkomposition die eindrucksvoll beweist, welche musikalische Fähigkeiten sich die jungen Musikerinnen bereits früh in ihrer Karriere angeeignet hatten. Diese Musikalität sollte auch dafür sorgen, dass einer ihrer ersten prominenten Fans niemand geringeres war als Elvis Costello, der 2007 einen Gig der Lovell Sisters auf dem MerleFest sah. Heute tourt er bevorzugt mit Larkin Poe als Backing- und Vorband.

Im Dezember 2009, nach zwei Alben, einer DVD und 6 Jahre auf Tour, gab Jessica Lovell ihren Rückzug aus der Musikgeschäft bekannt und besiegelte damit das Schicksal der Band. Sie heiratete und immatrikulierte sich an einer Universität. Das letzte Konzert der Band fand in ihrer Heimatstadt im Harris Arts Center statt. Die Lovell Sister Band war Geschichte, doch aus der Asche der Band entstiegen zwei Schwestern mit einer neuen musikalischen Vision. Megan und Rebecca Lovell gründeten Larkin Poe. Larkin Poe, das war der Name ihres Ur-Ur-Großvater väterlicherseits, über den in der Familie so manche Anekdote erzählt wurde und der tatsächlich ein entfernter Verwandter des großen Edgar Allen Poe war.
Möglich war dieser kometenhafte Aufstieg auch deshalb, weil die USA, anders als Deutschland keine Schulpflicht, sondern nur eine Beschulungspflicht kennt. Die Schwestern wurden folglich von ihrer Mutter zuhause und auf Tour unterrichtet. Eine stressige Zeit, wie mir Rebecca Lovell 2012 erzählte, denn es konnte sein, dass eine Prüfung an den unmöglichsten Orten geschrieben wurden mussten. Verschiedene Onlineprogramme in den Staaten, bei denen selbstverständlich auch dafür gesorgt wird, dass die Arbeiten von externen Prüfern korrigiert werden, schufen die Freiheit, ausgiebig zu touren. Dennoch umgibt den Hausunterricht ein schlechter Ruf, ist er doch Teil eines negativ aufgeladenen Südstaatenklischee, das von Tina Fey in Girls Club (OT: Mean Girls) pointiert auf den Punkt gebracht wurde. Doch auch hier wiedersprechen die Schwestern dem Klischee: Vielmehr zeigen sie, dass diese Art des Unterrichts auch positive Seiten hat und – anders als manche staatliche Schulen – intelligente, belesene Menschen hervorbringen kann. In unseren Gesprächen wurde immer wieder deutlich, dass sich die Schwestern nicht nur in ihren Songtexten gewählt auszudrücken verstehen, sondern auch Autoren kennen, die weit über das durchschnittliche Allgemeinwissen hinausreichen. (3/7)
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Wer ich bin: Ich schreibe Bücher, forsche zur Massenkultur (Comics!), komponiere, liebe Musik & bin hoffnungslos franko-/italophil.
Woran ich glaube: Wir sollten im Leben danach streben, Narren zu sein. Immer auf der Suche, niemals am Ziel, von Neugier getrieben, mit offenen Augen, Ohren & Geist durch die Welt gehend.