(Cover Story) Rock ‘n’ Roll Sisters – Die Geschichte von Larkin Poe (1/7)

Larkin Poe Reskinned Cover Teaser

Mit Larkin Poe betritt ein neues musikalisches Phänomen die Bühnen der Welt. Die Schwestern Megan und Rebecca Lovell aus dem amerikanischen Süden spielen einen tief in ihrer Heimat verwurzelten Sound, der Konzertbesucher auf der ganzen Welt begeistert. Dabei blicken sie bereits mit Anfang 20 auf eine lange Karriere zurück, die lange vor 2010 begann und deren Ursprung in einer Kleinstadt im Süden liegt. Eine Bandbiografie in sieben Teilen. Erzählt von Julian Auringer.

Calhoun in Georgia ist eines jener Südstaatennester der USA, die mit ihren knapp 16.000 Einwohnern einer größeren Kleinstadt in Deutschland entspricht. Beschaulichkeit scheint das richtige Adjektiv zu sein, das sie am treffendsten charakterisiert. Selbst die Historie der Stadt zeichnet sich durch eine beständige Ereignislosigkeit aus. Während sich 1835/36 in Georgia die Cherokeepopulation weigerte, ihr gottgegebenes Land zu Gunsten europäischer Siedler zu verlassen und Präsident Andrew Jackson höchstpersönlich Truppen entsandte, um ganz im Sinne des Indian Removal Act von 1830 die amerikanischen Ureinwohner nach Westen umzusiedeln, war das Land, auf dem sich heute Calhoun befindet bereits seit 1827 von weißen Siedlern besetzt und die Stadt Dawsonville einige Jahre alt, ehe sie im Jahre 1850 zu ehren Senators John C. Calhoun umbenannt wurde. Lediglich 1888 sollte ein Jahr werden, dass die Ruhe dieser Kleinstadt massiv störte. Gleich zweimal wurde Calhoun Opfer unglücklicher Umstände. Erst zerstörte ein Tornado einen nicht unerheblichen Teil der Stadt, dann wurden die Überreste noch in selben Jahre von einem verheerenden Feuer vernichtet. Calhoun wurde wieder aufgebaut – weitere Katastrophen blieben aus.

Larkin Poe Pressefoto 2016
Larkin Poe, Photocredit by Aaron Schorch

Heute erinnert der Stadtkerns an die Kulisse amerikanischer Filme. Einigen Häusern mit ihrem südstaatentypischen Baustil haftet der Charme einer vergangenen Zeit an und doch wirken sie so neu wie alles in den USA. So ereignislos wie die Geschichte der Kleinstadt gestaltet sich auch das heutige Leben. Zu den wenigen Attraktionen zählen ein Musikmuseum, der Salacoa Creek, der Folk Art Garden, diverse Parks und ein Golfplatz. Um die Stadt herum sieht es nicht anders aus: diverse Kleinstädte verstreuen sich über das weitläufige Gebiet, nordöstlich der Stadt, nach einer gut einstündigen Autofahrt, findet man die Kowoota Wilder Ness Areas, nordwestlich – knapp 15 Minuten von Calhoun entfernt – liegt die Johns Mountain Wildlife Area und im Süden – nach 35 minütiger Autofahrt – der Red Top Mountain Park am Allatoona Lake, wo viele Einheimische die heißen Sommertage verbringen.
Kaum eine Berühmtheit entspringt dieser Stadt. Hier finden sich keine Schauspieler, keine Bands oder Schönheitsköniginnen, die es über die Grenzen des Staates hinaus zu größerem Ruhm gebracht hätte. Wäre da nicht der heute eher unbekannte Roland Hayes, der als Sänger und Komponist um die Welt reiste, sogar im Buckingham Palace auftrat und bis in die 1950er Jahre hinein einen gewissen Weltruhm genoss, so könnte man sagen, dass Calhoun nur die üblichen Archetypen des amerikanischen Kleinstadtlebens hervorbrachte. Jene Helden von nebenan, die unsere Kinder bewundern und die im Teenageralter nach und nach anderen, prestigeträchtigeren Idolen weichen: Ein Footballer, ein Baseballspieler, ein olympischer Bogenschütze. Ansonsten: amerikanischer Süden in Reinkultur. Das Dorffest oder der Schulball scheinen das Highlight des Jahres zu sein. Würde man gebeten, sich ein Mädchen vorzustellen, dass aus diesem Dorf kommt – man würde unweigerlich an Melody St. Ann Celestine denken, jenem personifizierten Südstaatenklischee aus Woody Allens Whatever Works. (1/7)

Am Dienstag folgt Teil 2 der Story.

Larkin Poe Reskinned Teaser

Hinweis: Alle Artikel wurden mir von der entsprechenden Plattenfirma / dem entsprechenden Verlag bzw. Verleih zwecks Rezension kostenlos zu Verfügung gestellt. Die Rezensionen sind demnach als Werbung zu betrachten.
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