(CD-Review) Larkin Poe – Reskinned

Larkin Poe Reskinned Cover Teaser

Larkin Poe – eine Band, die ich seit nunmehr 2010 journalistisch begleite. Vor gute zwei Jahren erschien mit KIN ihr erstes vollwertiges Album – leider ging es damals etwas unter. Kein Chartentry, aber immerhin ein gutes Aushängeschild, dass zu einem Vertrag mit Universal/Vertigo führen sollte. KIN war zwar ein überdurchschnittliches Album, jedoch war die Trackliste m.E. etwas ungünstig zusammengestellt. Die Folge war ein Album, dass jedoch nicht so ganz hielt, was man sich als Fan versprach. Ähnlich sahen es wohl auch Megan und Rebecca Lovell, denn auf der Neuauflage des Albums, Reskinned, gehen neben dem Wortspiel im Titel auch einige Stücke verloren. An ihre Stelle treten fünf neue Songs, die das Album mehr als nur bereichern. Man höre sich z.B. ihr bis dato härtestes Stück Sucker Puncher an. So muss ein Eröffnungssong klingen. Er muss verdeutlichen, was eine Band ausmacht, einen bleibenden Eindruck hinterlassen und den Hörer mitreißen. Zudem verdeutlicht er, dass die Zeiten, in denen Larkin Poe Countryfolk spielten, endgültig vorbei sind. Megan und Rebecca Lovell zeigen, dass sie nicht nur Gäste im Rockcircus sind, nein, sie machen  unmissverständlich klar, dass sie ganz nach oben wollen. Nicht etwa als austauschbarer Act, sondern als weibliches Equivalent zu Bands wie etwa den Black Keys.

Trouble in Mind und P-R-O-B-L-E-M unterstreichen diesen Eindruck. Irgendwo zwischen Rock ‘n’ Roll, Blues und Southernrock haben sich die Schwestern ihre eigene kleine Nische eingerichtet und überraschen den Hörer mit einem guten Mix aus Gitarre und Lapsteel. Gekrönt wird der Sound durch Rebecca Lovells Stimme, die alles unter sich begräbt. Die Frau kann singen und thront über der Musik wie eine rothaarige Gitarrengöttin, eine Sirene, der selbst Odysseus nicht wiederstehen könnte. Man höre sich z.B. das Gitarrensolo in P-R-O-B-L-E-M an. Als sie 2012 plötzlich die Finger von der Mandoline ließ und mir vor einem Konzert erzählte, sie würde sich nun auf ihre Gitarre konzentrieren hielt ich es für eine falsche Entscheidung – in unzähligen Social-Media-Videos und nun auch auf Reskinned – beweist sie, dass ich falsch lag.

When God Closes A Door zeigt, wo die Einflüsse der Schwestern liegen. Zu einem Akustikgitarrenmotiv und fantastischer Laptsteelgitarre modernisiert man die Arbeiterlieder, die man noch vor hundert Jahren im amerikanischen Süden zu singen pflegte. In eine ähnliche Richtung geht Blunt. Ein Song, der auch nur mit Handclaps, Stomps und Gesang funktionieren würde.

Larkin Poe
Larkin Poe, Photocredit by Aaron Schorch

Zwar stützt sich die Review nur auf die neuen Stücke – zwei ältere Songs sollen jedoch erneut Erwähnung finden: Overachiever und Banks Of Allatoona. Letzteres Stück hörte ich bereits 2012 auf einem Konzert mit eier experimenteller Setlist. Es stach bereits damals heraus und hinterlässt den Eindruck eines schwülen, sehr heißen Sommertages am besungenen Allatoon Lake in Georgia. Overachiever hingegen überzeugt als downstripped Song. Piano, Rebecca Lovells fragiler Gesang, der im Refrain vor Schönheit erschlägt, was auch an Megan Lovells Backgroundgesang liegt. Man sollte sich ihn hier sehr genau anhören. Unheimlich, verführerisch, entrückt… Beide Stücke eint eine wunderbare Atmosphäre und Overachiever schließt das Album darüber hinaus perfekt ab, erinnert an jene Akustiknummern, mit denen Larkin Poe ihre Shows beenden.

Jedoch gibt es auch ein paar negative Punkte zu erwähnen, die allerdings weder im Songwriting noch der Performance zu finden sind. Vielmehr wurde die Verpackung etwas ungünstig gestaltet. Das Cover wirkt in schwarz/weiß, mit grauem Schriftzug sehr unspektakulär, der Albentitel wurde ungünstig platziert. Die Rückseite des Album hingegen überzeugt, wie auch die Credits, mit zwei neuen, sehr schönen Bildern, die zur Musik passen und das neue Image unterstreichen. Die Fotos im Innenteil überzeugen mich jedoch nicht so sehr, wie die Portraits, die noch im KIN-Cover zu sehen waren. Auch die Abwesenheit der Mintfarbe stört mich.

Alles in allem – sieht man vom neuen Package ab – sollte der Hörer aber definitiv zu Reskinned greifen. Megan und Rebecca Lovell zeigen sich von ihrer besten Seite, sie präsentieren eine Band, deren Songs das Zeug zum Klassiker haben, denn es findet sich hier kein einziger schwächelnder Song. Das Album darf als Statement gesehen werden. Ein Statement für gutes Songwriting, perfekte Prouktion und Interpretation. Als Statement für eine Band, von der noch viel zu hören sein wird.

Hinweis: In der kommenden Woche findet ihr auf diekopfhoerer.eu eine fünfteilige Artikelserie zu Larkin Poe. Zu Teil 1 geht es hier entlang.

Erschienen bei Universal/We Love Music/Vertigo.

Larkin Poe Reskinned Teaser

Hinweis: Alle Artikel wurden mir von der entsprechenden Plattenfirma / dem entsprechenden Verlag bzw. Verleih zwecks Rezension kostenlos zu Verfügung gestellt. Die Rezensionen sind demnach als Werbung zu betrachten.
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