(Review) Scorpions – Tokyo Tapes

Scorpions Teaser

Wenn man im Hannover der 1980er/90er Jahre aufwuchs, ging das nicht ohne die Musik der Scorpions. Männer meines Alters hörten bereits in der Grundschule Crazy World und Wind Of Change pfiffen die Spatzen vom Dach. Die ganze Situation artete dermaßen aus, dass sogar eher konservative Eltern ihre Kinder quasi dazu zwangen, die Scorpions zu hören. Es scheint kaum vorstellbar: Iron Maiden, Judas Priest und Megadeth galten als größtes Übel der Musik (vor allem wegen der Plattencover) – die Scorpions hingegen wurden einem in die Wiege gelegt. Tatsächlich hielten auch ich und meine Freunde Klaus Meine & Co. für die größte Band aller Zeiten (und irgendwie auch Die Prinzen – wir waren ja noch klein).

Man wurde jedoch älter und die Scorpions verschwanden im Schrank. Keiner sprach darüber. Es war eine Kindheitssünde die aus dem coolsten Nirvana Fan einen Außenseiter machen konnte. Ja selbst Phil Collins wurde eher akzeptiert (den ich, vor allem mit Genesis, heute sehr schätze). Als dann die Expo vor der Tür stand, entdeckte man jedoch – vorerst nur für sich – erneut die Musik der Hannoveraner. Oder nein. Ich entdeckte sie wieder und vertrat meine Meinung auch lautstark. Doch was machte die Band? Sie schipperten mit den Alben Eye II Eye und Unbreakable dem Karrieretiefpunkt entgegen.

Uli Jon Roth spielt noch einmal seine alten Songs …

Und heute? Knapp 15 Jahre nach der Expo 2000? Die Scorpions gingen auf ihre erste Abschlusstournee, machten dann doch weiter, traten bei MTV Unplugged auf und veröffentlichten mit Sting In The Tail ein passables Album (zugegeben: kein Virgin Killer und auch kein Blackout). Uli Jon Roth nahm in Langenhagen (Yay!) ein grandioses Coveralbum mit alten Songs auf (Scorpions Revisited – unbedingte Empfehlung) und zeigte, was alles in den alten Songs steckt.

Nun erscheinen einige Remasters als 2CD bzw. 1CD/1DVD Fassung. Für die Tokyo Tapes bedeutet das viel Gutes. Der Fehler der 2001er CD wurde ausgebessert und so findet man Polar Nights endlich dort, wo es auch hingehört. Hinzu kommen 7 Sücke unveröffentlichte Livetracks und ein schön gestaltetes Booklet. Natürlich wurden die Probleme des Albums nicht ausgebessert. Denn obwohl die Scorpions live natürlich unschlagbar waren – der Setlist fehlt ein Spannungsbogen. 18 Stücke volles Brett wirken auf die Dauer etwas ermüdend. Dennoch zeigt sich die Band hier von ihrer besten Seite. Für Fans bleibt hier jedenfalls kaum ein Wunsch offen.

Erschienen bei BMG. Website der Scorpions.

Hinweis: Alle Artikel wurden mir von der entsprechenden Plattenfirma / dem entsprechenden Verlag bzw. Verleih zwecks Rezension kostenlos zu Verfügung gestellt. Die Rezensionen sind demnach als Werbung zu betrachten.
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