Die Eröffnungssequenz aus Dracula und seine Bräute zählt zu jenen Szenen, die sich in nahezu jedem (älteren) Vampirfilm finden: Eine Person, in diesem Fall die Lehrerin Marianne Danielle (Yvonne Monlaur, ihrerseits eine echte Comtesse, deren Karriere von 1955 bis 1967 andauerte) wird von einem Kutscher vor einem Gasthaus abgesetzt. Wirt und Wirtin wirken leicht nervös und dem Zuschauer wird recht schnell klar, dass die Protagonistin bald ein Problem haben wird, denn die plötzlich auftauchende Baroness umgibt der Hauch des Wahnsinns. Die Naivität Mariannes kennt jedoch keine Grenzen und so wird sie die Einladung der Baroness, in ihrem Schloss zu übernachten, annehmen. Eine ungünstige Entscheidung.
Hammer Filme genießen ohne Frage einen enormen Kultfaktor. Neben den sehr hübschen Schauspielerinnen sind es vor allem die Männer, die es zu Weltruhm brachten. Man denke etwa an Peter Cushing und Christopher Lee, deren Paraderollen (im Hammer-Universum) Van Helsing bzw. Dracula waren. In Dracula und seine Bräute spielt nun aber nicht Christopher Lee den allseits beliebten Vampir, denn Dracula taucht hier nur im Titel auf. An seiner Stelle findet sich ein anderer Vampir wieder, der von David Peel verkörpert wird. Zwar gelingt es Peel, seine Figur leicht wahnsinnig darzustellen, doch wirkt er eher unfrewillig komisch als furchteinflößend, was den sonst ziemlich perfekten Film und die teil gruseligen Szenen, sabotiert. Man kauft ihm seine Rolle nicht ab, er wirkt wie im falschen Film. Als sei er schnurstracks Roman Polanskis Tanz der Vampire entsprungen.
Dies fällt besonders dadurch auf, da Peter Cushing gewohnt großartig agiert und auch Yvonne Monlaur ihre Figur auszufüllen weiß. Regisseur Terence Fisher macht hier wenig falsch: Die Kulissen wirken prachtvoll, die Vampirdamen umgibt eine gewisse Erotik und einige Szenen sind auch heute noch ziemlich gruselig. Etwa das Erwachen der gewandelten Dorfschönheit, einer Szene für die Ewigkeit. NIcht zu vergessen: Das großartige Finale mit seinem inspirierten Licht- und Schattenspiel.
Dracula und seine Bräute wird hier auf Blu-ray präsentiert und besticht durch ein scharfes Bild. Zwar kann – man muss es leider erwähnen – ein Film aus den 1960er Jahren nicht mit aktuellen Produktionen mithalten, doch gelang dem Label ein kleines Wunder (man schaue sich z.B. mal diverse Youtube-Ausschnitte zum Vergleich an). Filmfans sollten sich so oder so nicht an Filmkorn stören, es trägt auf jeden Fall zum nostalgischen Charme einer jeden Hammerproduktion bei und hebt sich wohlig von allzu perfekten Digitalproduktionen ab.
Im Bonusmaterial findet sich ein Audiokommentar mit Dr. Rolf Giesen und Uwe Sommerland, ein Making Of, ein Interview mit Yvonne Monlaur (Manchester 2004), diverse Trailer zum Film, die deutsche Titelsequenz, den digitalisierten Comic (ein Reprint wäre mir als Comicforscher lieber gewesen) etc.
Erschienen bei Anolis. FSK 12.
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Wer ich bin: Ich schreibe Bücher, forsche zur Massenkultur (Comics!), komponiere, liebe Musik & bin hoffnungslos franko-/italophil.
Woran ich glaube: Wir sollten im Leben danach streben, Narren zu sein. Immer auf der Suche, niemals am Ziel, von Neugier getrieben, mit offenen Augen, Ohren & Geist durch die Welt gehend.