Die 25-jährige Musikerin Phela blickt bereits in jungen Jahren auf eine interessante Biografie zurück: Auf einem Fluxusbauernhof aufgewachsen, Violine nach Gehör gelernt (wie übrigens auch der hiesige Autor), diverse Preise als klassische Violinistin gewonnen, dann ein abrupter Bruch mit dem, was da hätte vor ihr liegen können, um in den Pariser Banlieues Straßenmusiker zu fotografieren. Später führte der Weg nach Hannover, es folgte ein Musikstudium und mit diesem Studiengang die Abscheu vor einem gewissen Kommerzdenken. Alles in allem sehr sympatische Entscheidungen, die sich vom neuen Durchschnittsindividualisten absetzen, also jenen Menschen, deren “Individualität” der Masse entspricht.
Es folgte das Album Seite 24. Auch hier hören wir wieder die Violine, allerdings weitestgehend gezupft, gespielt wie eine Gitarre oder – besser – Mandoline. Mit der Violine einher gehen wunderbare Streicherarrangements, es gesellen sich tiefgründige und durchaus interessante Texte hinzu. Besonders gut geraten sind dabei Weit Weg, Zurück nach damals, Alles auf Anfang und Leerlauf. Phela gelingt es, Eigenständigkeit zu zeigen und sich vom durchschnittlichen Deutschpop abzusetzen. So zeigt Leerlauf, dass ihre Stücke auch sehr reduziert funktionieren, während Zurück nach damals textlich brilliert und ein interessantes Arrangement aufweist. Neben der Melodie überzeugt das Stück auch auf rythmischer Ebene. So ergänzen die Melodieinstrumente die Schlagzeugspur, unterstreichen auf leicht hyperaktive Art die wunderbar-melancholische Aussage des Songs.
Leider reihen sich zu einigen sehr guten Stücken auch einige mittelmäßigere Songs, die zwar eingängig sind, sich aber weniger vom Allerlei deutscher Popmusik absetzen. Diese Stücke hat man in der ein oder anderen Form bereits anderswo gehört. Dem ungeachtet geraten die besonderen Stücke jedoch so fesselnd, dass man die weniger interessanten Songs gerne ignoriert. Oder anders: Seite 24 unterhält bestens, verbindet seinen Unterhaltungswert aber auch mit viel Anspruch.
Erschienen bei Sony Music.
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Wer ich bin: Ich schreibe Bücher, forsche zur Massenkultur (Comics!), komponiere, liebe Musik & bin hoffnungslos franko-/italophil.
Woran ich glaube: Wir sollten im Leben danach streben, Narren zu sein. Immer auf der Suche, niemals am Ziel, von Neugier getrieben, mit offenen Augen, Ohren & Geist durch die Welt gehend.