Review: Horisont – Odyssey

Horisont CD Cover

Horisont – Wieder eine Retroband aus Schweden, die völlig ungeniert dem Sound der 1970er Jahren frönt. Als vor ein paar Jahren ihr Album Time Warriors in meinen Briefkasten flatterte, wusste das Album zwar zu unterhalten – großartig fand ich es jedoch nicht. Für eine Review reichte es nicht. Dennoch hörte ich das Album immer mal wieder und war mir sicher, dass die Band einiges leisten könnte, wenn sie sich nur fokussieren würde.

So geschehen mit Odyssey. Es fängt bereits beim Cover an. Wer ein Faible für alte Perry-Rhodan-Cover hat, wird das neue Plattencover lieben. Fünf außerirdische Lebensformen im Hintergrund, ein Mond, der einen Fötus umschließt, zwei Astronauten mit Bandlogo, ein Flash-Gordon-Gleiter. Ja, dem Cover liegt eine gewisse Faszination inne. Alles schreit nur nach Progrock oder Konzeptalbum. Und tatsächlich: Horisont haben ihre Sound erweitert, sich tatsächlich mit dem Progrock angefreundet. Bereits die ersten wummernden Töne des 10-minütigen Epos Odyssey erinnern an Queens Flash’s Theme. Es folgt ein erstes Thema, das weiterhin auf dem beliebten Soundtrack aufbaut (Football Fight). Man könnte nun meinen, Horisont würden plagiieren, jedoch gelingt es ihnen recht schnell, dem großen Vorbild zu entkommen und einen großartigen Song zu kreieren. Eine Komposition, die auf voller Spielzeit zu begeistern weiß. Toller Gesang, Synthesizer- / Gitarrenduell, Judas-Priest-Gedächntis-Gesang – auch auf Endlosschleife begeistert der Track. Ganz toller Stoff. Es folgt das nächste Highlight: Break The Limit. Großartiger Mittelteil, mitreißendes Twin-Guitar-Solo – besser geht’s fast nicht.

Zu den weiteren Highlight zählt aber auch Flying. Hier trifft Hardrock auf Flamenco. Es funktioniert. Was unvereinbar scheint, schmiegt sich aneinander und verschmilzt zu einer Einheit. Etwas enttäuschend hingegen: Timmarna. Ein Longtrack der sich etwas ziellos in einem Gitarrensolo verliert, zwar auch hier wieder alle Elemente aufweist, die Odyssey zu einem großartigen Album machen, jedoch nicht ganz so gut gefällt, wie der Rest. Hier hätte sich eine kleine Reprise auf Odyssey angeboten. Man muss allerdings auch anmerken, dass der Song durchaus zum Album passt und besonders zum Ende hin ein interessanten Sog entwickelt, dem man sich nur schwer entziehen kann. Immer wieder wird die gleiche Gesangsphrase wiederholt, dazu gesellen sich eine Moog(?)-Figur und gutes Drumming.

Odyssey ist ein großer Sprung für die Band aus Schweden. Bei aller Spacigkeit nicht nur metaphorisch ein Griff zu den Sternen. Ich fühle mich hier an Graveyard erinnert: Zwar weist der Sound keinerlei Berührungspunkte auf (Retro lässt sich sehr weit auslegen), jedoch gab es auch für die schwedischen Landsmänner ein Album von gleicher Wichtigkeit. Bei ihnen war es Lights Out. Ein Retroklassiker, der die Welt der Band im musikalischen Sinne völlig auf den Kopf stellen sollte und ihre stärksten Songs enthielt. Was auch mit Horisont in den nächsten Jahren geschehen wird: Odyssey darf bereits jetzt als Bandklassiker gehandelt werden.

Für Fans von: Queen (Flash Gordon), Judas Priest (Sad Wings Of Destiny, Sin After Sin), Thin Lizzy, Wishbone Ash (Argus).

Erschienen bei Rise Above. Webpage der Band.

Hinweis: Alle Artikel wurden mir von der entsprechenden Plattenfirma / dem entsprechenden Verlag bzw. Verleih zwecks Rezension kostenlos zu Verfügung gestellt. Die Rezensionen sind demnach als Werbung zu betrachten.
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