Grateful Dead – 30 Trips Around The Sun

30Trips Around The Sun Pack Shot

Vor gar nicht so langer Zeit erschien ein Best-Of-Sampler von The Grateful Dead. Die Zusammenstellung sorgte dafür, dass ich nach Jahren des Hörens endlich auch mal die Zeit entdeckte, als man sich stilistisch stark veränderte. Eine Offenbarung für mich, der sich doch bisher immer nur auf die Hippie-Zeit konzentrierte und dem psychedelischen Sound verfallen war. Denn ich war dem Sound überdrüssig geworden, suchte Veränderung und fand sie. Problematisch jedoch immer noch die Liveauftritte, denn obwohl die Band Live erst richtig aufblühte, gab es Perioden, in denen sie einfach nicht so gut waren wie noch in den 70er Jahren. Klar, die Zeit um 1969 war grandios, ausufernd, ohne Grenzen, doch diese Grenzenlosigkeit wurde der Band auch zum Verhängnis. Wer die Songs gerne kompakt hört – oder keine Hippies erträgt – war hier immer fehl am Platz.

Wenn ich heute einen Tipp geben sollte, ein Konzert nennen müsste, das die Band charakterisiert, eines das alle Facetten abdeckt, ich würde die Winterland-Show vom 07.06.1977 nennen. Terrapin Station, Bertha, El Paso, Friend Of The Devil, Fire On The Mountain: Ein Traumset, gespielt von der Besetzung Jerry Garcia, Donna Jean  und Keith Godchaux, Bill Kreutzmann, Phil Lesh und Bob Weir. Unglücklicherweise ist gerade dieses Konzert auf 30 Trips Around The Sun nicht vertreten. Ebenfalls sucht man Terrapin Station vergeblich. Sehr schade. Doch nicht nur dieser Klassiker fehlt: St. Stephen, Fire On The Mountain, Touch Of Grey sind ebenfalls unauffindbar, um nur wenige Songs zu nennen. Dafür findet sich hier jedoch eine echte Rarität: Caution (Do Not Stop On Tracks) als The Warlocks Studio-Version, also jener Band, die einmal The Dead werden sollten. Ob es nun sinnvoll ist, dieses Stück auf einem Livealbum zu veröffentlichen sei dahingestellt, wenn man allerdings bedenkt, dass sich hier 4 CDs mit 31 Stücken und 277 Minuten Musik finden, darf man diesen Punkt gerne mal übersehen.

Es gelang m.E. auch sehr gut, die schwächere Live-Phase der Band zu kaschieren. Die 1980er bis 1990er Jahre überzeugten mich immer am wenigsten, hier reihen sie sich hingegen gut ein, fallen kaum ab. Dennoch wirkt diese Zeit auf mich etwas lieb- und kraftloser als die 1960er und 1970er Jahre. Bemerkenswert übrigens auch der Gesamteindruck der Aufnahmen. Zwar fallen manche Aufnahmen auf tontechnischer Seite deutlich ab, doch stechen sie nie wirklich negativ heraus, denn es gelingt der Band, den Hörer einzig auf die Musik zu lenken. Die tolle Schlagzeugarbeit, die Gitarrensoli, die Orgel – wer sich in der Welt von Jerry Garcie und Co verlieren will, findet in 30 Trips Around The Sun einen guten Einstieg in das Liveschaffen der Band. Nicht alles geriert perfekt, doch einen Livesampler zu veröffentlichen, der wie ein einziges Konzert mit teils wechselnden Musikern klingt – wer kann das schon? Lediglich eines dieser besonderen Erlebnisse fehlt ganz. Einmal der Band dabei zuzuhören, wie ein Stück auf 40 Minuten gedehnt wird (immerhin dauert Shakedown Street knapp 17 Minuten). Ich vermisse es. Toll übrigens auch Artwork und Booklet. Jedes Stück wurde einzeln kommentiert und das Artwork der CDs in Schwarz und Gold hebt sich wohlig von hyperaktiver Hippieoptik ab.

Erschienen bei Rhino / Warner.

Hinweis: Alle Artikel wurden mir von der entsprechenden Plattenfirma / dem entsprechenden Verlag bzw. Verleih zwecks Rezension kostenlos zu Verfügung gestellt. Die Rezensionen sind demnach als Werbung zu betrachten.
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