Frau Margarete fragt in ihrer Serienparade nun also nach Guilty Pleasures, also Serien, die einem ein wenig peinlich sind oder die sonst keiner mag. Mir ist sehr wenig peinlich. Warum sollte es auch? Ich mag, was ich mag. So bin ich z.B. riesiger Fan von Law & Order (+ Spin Offs, auch dem deutschen), The Closer oder Royal Pains. Einige Serien sind in den letzten Jahren dennoch zu Guilty Pleasures geworden, denn mein Charakter hat sich doch recht stark gewandelt. Hier also ein kleine Liste:
1. Gossip Girl.

Was soll man dazu sagen? Vom O.C. California-Team, nur spielt die Serie nicht in New Port, sondern in der New Yorker Upper East Side und Brooklyn. Dan kommt aus einfachen Verhältnissen, verliebt sich in Serena Van Der Woodsen und wird mehr und mehr in die High Society hineingezogen, die recht problembeladen ist. Serena führt zu Beginn einen üblen Zickenkrieg mit ihrer Freundin Blair Waldorf (für den allein sich die ersten beiden Folgen lohnen, leider kam es dann sehr bald zur Versöhnung), ihr Bruder kommt in eine psychiatrische Klinik, die Mutter ist durchtrieben etc. etc., während das anonyme Gossip Girl auf ihrer Website über jedes noch so private Geheimnis der Upper-Eastsider berichtet.
Die erste Staffel war wirklich gut. Wer auf Zickenkrieg und hübsche Frauen steht, kommt hier auf seine Kosten. Doch dann wurde die Serie richtig mies. Natürlich gab es eine allumspannende Vorgeschichte, Figuren änderten ihren Charakter grundlegend und die Auflösung, wer nun eigentlich Gossip Girl war, gerät zur Farce. Es passt einfach nicht, wiederspricht darüber hinaus auch jedweder Logik. Auf der anderen Seite hat man selten eine Serie erlebt, die im späteren Verlauf so gekonnt eine neue Figur einführte und auf Figuren verzichtete, deren Geschichte auserzählt war.
Wie bereits erwähnt, gab es einiges fürs Auge: Blake Lively, Leighton Meester, Kelly Rutherford, Taylor Momsen, Kaylee DeFer und Jessica Szohr. Lustigerweise machen sowohl Leighton Meester als auch Taylor Momsen recht gute Musik.
Ein Blair Waldorf Zitat leitet darüber hinaus meine Bachelorarbeit zum Thema Konsum ein. Und es gibt noch so viele gute weitere: 1, 2, 3, 4, 5.
2. O. C. California

Wie bereits angedeutet: Gleicher Schöpfer wie bei Gossip Girl, eigentlich auch eine recht identische Handlung. Diesmal lebt der Protagonist, ein Nerd, im reichen Teil der Stadt, sein Vater nimmt einen seiner Mandanten bei sich auf (man arbeitet pro bono publico). Dieser sorgt dafür, dass unser Protagonist cool wird und die Frau seiner Träume gewinnt. Erste Staffel top, danach: Mist. Denn die erste Staffel war in sich geschlossen, doch dann wandelte sich die Serie irgendwann vom Drama zur Komöde. Interessant vielleicht der Cast: Neben Ben McKenzie (Southland – anschauen-, Gotham) unternehmen auch Olivia Wilde (Dr. House) und Chris Pratt (Guardians Of The Galaxy, Parks & Recreation) hier ihre ersten Gehversuche.
Selten flog eine Serie so brutal auf die Schnauze. Außer eben Gossip Girl. Ob es an Josh Schwartz liegen mag, der sich später übrigens auch für Heart Of Dixie verantwortlich zeigte (in der auch die – damals bezaubernde – Rachel Bilson mitspielte)?
Die Musik war hier übrigens großartig. Rooney, Phantom Planet, Death Cab For Cutie . 6 oder 7 sehr gute Indiesoundtracks. Dazu Rachel Bilson, Melinda Clarke und eine sehr junge Willa Holland (Arrow). Wer The Big Bang Theory für die Serie hält, die Nerds in den Mainstream rückte, sollte hier einen Blick riskieren (ich bin mir nicht sicher, aber der Witz mit der Traumfrau, die im Comicbuchladen arbeitet, wurde m.W. hier erstmals verwendet).
3. Gilmore Girls

Eigentlich sind die Gilmore Girls eine richtig gute Serie. Superb geschrieben, nahezu perfekt besetzt. Man kann sie immer und immer wieder schauen und ich gebe zu, dass ich das auch immer wieder tue. Wie ich genau zu der Serie kam, soll an dieser Stelle nicht erwähnt werden. Fakt ist, dass ich sie irgendwann gesehen habe. Anfangs gefiel mir vor allem Lauren Graham, in den späteren Staffeln wusste dann auch Alexis Bledel mehr und mehr zu gefallen. Überdies verstehe ich nahezu alle popkulturellen Anspielungen und mag die durchdachten Figuren, insbesondere die Großeltern sind einfach fantastisch. Auch hier sind besonders Emily Gilmores Zitate ganz wunderbar: 1, 2, 3, 4. Mein absoluter Favorit hingegen: “Ach wie nett.” Passt in jeder Situation.
Leider hat die Serie aber auch ein paar Probleme. In den ersten Staffeln ist es vor allem Rory, also die Protagonistin selbst, die mir Kopfschmerzen bereitet. So sehr ich sie auch mag – immer wieder schimmert eine von Ehrgeiz zerfressene Streberin durch, eine, die später zwar ordentlich auf die Schnauze fliegt (letzte Staffel), dann aber – prophetisch – einen jungen, aufstrebenen Demokraten auf Wahlkampftour begleiten wird (Obama). Es geht einfach nie eine Nummer kleiner. Egal wo Rory hinkommt – innerhalb kürzester Zeit ist sie allseits beliebt, bestens informiert und immer voll dabei. Wenn sie z.B. einen Aktenordner mit Informationen über ihren neuen Chef (Praktikum) ausdruckt und auswendig lernt, reicht es einfach. Und dann ist da noch Dean. Ernsthaft. Es hat 3 Staffeln Supernatural gebraucht, ehe meine Abneigung langsam nachließ. Generel lässt sich sagen: Die Serie lässt ab den Uni-Episoden stark nach. Anstatt bestimmte Personen fallen zu lassen, allen voran Streberkollegin Paris (wobei Liza Weill eine sehr gute Schauspielerin ist – man beachte How to get away with murder), ließ man nicht los, castete mehr und mehr nervige Figuren wie z.B. Doyle, den Freund von Paris (und ehemaligen Buffy-Bösewicht) oder Lanes Bandkollege Brian (Gil hingegen war eine lustige Idee – gespielt von Skid Rows Sebastian Bach), der Fakt, dass Lane beim ersten Sex natürlich schwanger wird (Zwillinge), so wie es ihre streng religiöse Mutter immer vorhersagte etc. etc.
Apropos Lanes Band: Bevor sie ein Verhältnis mit Zack einging, datete sie Dave. Dave verschwand dann irgendwann und tauchte in O.C. California als Hauptdarsteller wieder auf, was Lane auch kommentierte: “Dave? Der lebt jetzt irgendwo in Kalifornien.”
Trotzdem: Die Serie ist überaus stark und macht immer wieder Spaß. Besonders die Szenen mit den Großeltern oder dem Gemischwarenhändler/Stadvorsitzenden sind großartig geschrieben.
4. Dawsons Creek

Es gibt keine Serie, die ich so liebe wie Dawsons Creek. Ein durchweg sympathischer Cast (die es alle irgendwie geschafft haben, außer James Van Der Beek, der diese Erfolglosigkeit in Apartement 23 verarbeitet), hervorzuheben Pre-Tom-Cruise Katie Holmes, perfekte Dialoge, eine raffinierte Handlung – ja nicht einmal der Weggang des Produzenten Kevin Williamson konnte der Serie schaden, obgleich auch hier die Uni-Episoden etwas weniger gut geraten sind.
Problematisch jedoch die Entstehungszeit, denn man merkt sie ihr sehr deutlich an. Auch das präsentierte Weltbild, die Farbgebung etc. trägt deutliche 90er Spuren.
Alles in allem existieren nur selten Serien, die einen so geschlossenen Mikrokosmos aufweisen können, wie Dawsons Creek (außer vllt. Twin Peaks und Gilmore Girls). Bereits die erste Szene der Serie, wo Joey nicht mehr bei Dawson im Bett schlafen will, weil sie jetzt beide in der Pubertät sind, erreicht eine größere Eleganz als alle Gilmore Girls Episoden zusammen.
Williamsons Serie erzählt meisterlich von den Problemen Jugendlicher (die Dialoge siedeln sich irgendwo zwischen Taylor-Swift-Songs und Gilmore-Girls-Nerdism an, erreichen darüber hinaus aber eine irrsinnige Tiefe). Es ist seine eigene, fiktionalisierte Lebensgeschichte und lässt den Zuschauer an den Träumereien eines filmbegeisterten Jungen teilhaben. Grandiodes Serienfinale.
Apropos Eleganz. Vergleichen wir mal Joey Potter mit Rory Gilmore: Man könnte argumentieren, dass es sich prinzipiell um sehr ähnliche Figuren handelt. Beiden sind beinahe verbissen ergeizige Mädchen, deren Erziehungsberechtige ein Hotel besitzen. Dennoch befindet sich Rory in einem Netz aus obszön reichen Großeltern, einer immerhin – im Vergleich zu Joeys Schwester – wohlhabenden Mutter und egal wo sie auch hingeht: Sie wird von allen geliebt und unterstützt. Joey hingegen ist arm. Ihre Mutter verstarb, der Vater sitzt im Knast (und wird nach seiner Entlassung auch gleich wieder einfahren), sie wird von ihrer Schwester aufgezogen (die zudem noch ohne kirchlichen Segen ein Kind zur Welt bringt und durch die Wahl ihres Partners die rassistische Kleinstadt gegen sich aufbringt) und muss die beste Schülerin sein, um mittels Stipendium eine Uni besuchen zu können. Rory hingegen muss lediglich jeden Freitag bei den liebenden Großeltern dinieren und bekommt ihr Studium etc. bezahlt.
(Honorable Mention 1) Cougar Town
Eine Serie die von niemandem gemocht wird. Ich mag sie. Lauter Scrubs-Bezüge, Ted taucht z.B. wieder auf. Alles herrlich absurd, etwas überdreht und eigentlich vollkommen idiotisch. Habe ich Courtney Cox schon erwähnt?
(Honorable Mention 2) Pacific Blue – Die Stradpolizei
Eine Serie über Fahrradpolizisten. Am Strand. Wackelnde Wände, schlechte (wenn auch hübsche) Schauspieler – für den 13-jährigen Blogger eine wahre Freude. Fast so gut wie Conan mit Ralf Möller. Aber nur fast.
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Wer ich bin: Ich schreibe Bücher, forsche zur Massenkultur (Comics!), komponiere, liebe Musik & bin hoffnungslos franko-/italophil.
Woran ich glaube: Wir sollten im Leben danach streben, Narren zu sein. Immer auf der Suche, niemals am Ziel, von Neugier getrieben, mit offenen Augen, Ohren & Geist durch die Welt gehend.