Manchmal habe ich das Gefühl, dass mich bestimmte Bands zu schnell begeistern. Denn manche Bands, so auch die Cosmic Wheels, reißen mich mit, ohne, dass es dafür einen handfesten Grund gibt. Doch der Reihe nach. Vor sieben Jahren enhtschlossen sich die Brüder Paul und Vincent Marrone, eine Jam Session mitzuschneiden und im Internet zu veröffentlichen. Dieser Mitschnitt landete irgendwann beim Label Heavy Psych und findet nun seinen offiziellen Weg in die Öffentlichkeit. 10 Stücke, die im Prinzip so klingen, als wären sie nur unterteilt worden, um den Anschein von traditionellen Songs zu vermitteln (was ich gut finde!). Warum ich aber nun das Gefühl habe, mich zu schnell für Bands zu begeistern? Sagen wir es mal so: die Cosmic Wheels machen nichts, was nicht irgendjemand vor ihnen gemacht hätte. Irgendwo zwischen The Black Keys, Led Zeppelin, den Super Jams der 1970er Jahre, Deep Purple (Untitled #4) und ausufernder Psychedelik jammt man vor sich hin, zelebriert die gemeinsame Freude am Retrosound, orgelt, soliert und kümmert sich, was auch mal erfreulich ist, nicht um Gesang (lediglich zwei Stücke sind keine Instrumentals) oder Songtitel. Als Hörer hingegen wird man recht schnell eine gewisse Gleichförmigkeit festsellen. Glücklicherweise ist diese Gleichförmigkeit weit davon entfernt, beliebig zu sein. Somit erhält das Album den Charakter eines Jam-Abends im Bluesclub. Die Musiker versinken voll und ganz in ihrer Musik, verlieren sich hin und wieder in diversen Soli (das Schlagzeug darf hier besonders hervorgehoben werden. Präzise, verspielt und doch musikalisch – seltene Eigenschaften) und schaffen eine Atmosphäre, die zum fallenlassen einlädt. Ein Joint macht die Runde. Wer sich mit so einer Platte anfreunden kann, kommt hier auf seine Kosten, denn die Musiker machen ihre Sache wirklich gut. Was aber fehlt sind Highlights, kurze, prägnante Stücke, ein Gegengewicht zu den ausufernden Teilen. Ein Aha-Erlebnis. Man könnte das Album auch mit diversen Jazzplatten vergleichen. Professionelle Instrumentalisten, gehobenes Niveau, einige großartige Momente und doch irgendwie schwammig. Bei kaum einem Album habe ich bisher zugeben müssen, dass es wirklich von der (retrobegeisterten) Einzelperson abhängt, wie es einem gefällt. Rein Subjektiv vergebe ich das Prädikat “wertvoll”.
Erschienen bei Heavy Psych.
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Wer ich bin: Ich schreibe Bücher, forsche zur Massenkultur (Comics!), komponiere, liebe Musik & bin hoffnungslos franko-/italophil.
Woran ich glaube: Wir sollten im Leben danach streben, Narren zu sein. Immer auf der Suche, niemals am Ziel, von Neugier getrieben, mit offenen Augen, Ohren & Geist durch die Welt gehend.