Jessy Martens + Band – Touch My Blues Away

Touch My Blues Away

Seit einigen Jahren besuche ich nun immer mal wieder die Blues Garage in Isernhagen, wo schon so mancher großartiger Musiker auftrat. Ob Larkin Poe, die Monophonics, Dana Fuchs oder Popa Chubby – man kann davon ausgehen, dass das Niveau stimmt und man als Fan des Künstlers das Konzert verlässt (wenn man nicht schon einer ist). Nur bei Jessy Martens fremdelte ich bisher etwas. Warum auch immer: Irgendwie hatte ich das Gefühl, auch ohne ihre Musik leben zu können.

Wie falsch ich lag. Im April erschien also ihr neues Livealbum, für mich die Gelegenheit ihr eine Chance zu geben, ohne die eigene Komfortzone verlassen zu müssen. So viel vorweg: Ein weiteres Konzert der deutschen Sängerin werde ich mir nicht entgehen lassen, denn Jessy Martens stellt auf Touch My Blues Away klar, wie ein Livealbum zu klingen hat. Ähnlich wie die Kollegen von den Blues Pills übertrifft das Album jede Studioaufnahme, der Funke springt tatsächlich auf den Hörer über und entzündet ein wild loderndes Feuer. Eine Seltenheit im Livealbensegment. Früher, als man sie noch veröffentlichte, um zu zeigen, dass eine Band auch außerhalb des Studios zu überzeugen wusste, als man innerhalb der Stücke noch wild solierte/improvisierte, veredelte ein Livealbum die Discografie vieler Bands. Heute hingegen schieben Plattenfirmen sehr gerne Liveversionen des aktuellen Albums hinterher, was oftmals absolut unnötig ist. Selbst gestandene Bands wie Jethro Tull gehen inzwischen diesen Weg, ohne allerdings an den Glanz der alten Tage anzuknüpfen. Und dann flattert ein Album wie Touch My Blues Away in den Briefkasten und zeigt – ich erwähnte es bereits – wie der Hase läuft. NIcht nur, dass Jessy Martens eine Stimme besitzt, die z.B. mit Elin Larsson mithalten kann und viele ihrer Kolleginnen (auch international!) in den Schatten singt, nein, ihre Band spielt punktgenau, ohne Fehler und weiß, wie man improvisiert, ohne sich in einem Ego-Nirvana zu verlieren, denn jeder Musiker hält sich im Zaum und arbeitet dem Song zu. Und dann ist da noch der Sound. Wie bereits beim letzten Livealben der Blues Pills liegt hier eine eindeutige Referenz vor. Jeder Musiker ist deutlich zu hören, weit und breit gibt es keinen Soundmatsch, Bässe und Höhen stehen im richtigen Verhältnis. Alles in allem eine ganz dicke Empfehlung, auch für Hörer, die eher Rock hören, denn Jessy Martens ist Grenzgängerin, im Rock wie im Blues gleichermaßen zu Hause. Die kann was. Aber so richtig.

Erschienen bei Jayfish Records.

Hinweis: Alle Artikel wurden mir von der entsprechenden Plattenfirma / dem entsprechenden Verlag bzw. Verleih zwecks Rezension kostenlos zu Verfügung gestellt. Die Rezensionen sind demnach als Werbung zu betrachten.
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