The Grateful Dead – The Best Of The Grateful Dead

The Dead CD Cover

The Dead CD Cover

Es gab mal eine Zeit in meinem Leben, ich war etwa 18 oder 19 Jahre alt, da waren The Grateful Dead eine meiner absoluten Lieblingsbands. Bandpatches, Aufkleber und die typischen T-Shirts waren fester Bestandteil meines damaligen Lebens und auf Plattenbörsen suchte ich regelmäßig nach neuen Konzertmitschnitten – wir reden hier immerhin von einer Band, von der es mehr Livealben als Studioaufnahmen gibt und deren Konzerte durchaus mal 3+ Stunden dauern konnten. Leider gerät unter vielen Fans in Vergessenheit, was für eine großartige Studioband einem entgeht, wenn man sich nur auf die Bootlegs und Livealben konzentriert. Besonders die späteren Jahre besitzen oft einen schlechten Ruf, da sich die Band langsam vom Klangkorsett der Hippiebewegung befreite und sich moderneren Klängen annahm. Wendepunkt in der Bandhistorie war ohne Frage das umstrittene Album Terrapin Station, dessen Titeltrack ein progressiver Longtrack mit Orchesterbegleitung war und der hier zum Glück in voller Länge enthalten ist. Er verkörpert die größte künstlerische Leistung der Band aus San Francisco, denn man zeigte hier einigen britischen Bands, wie die Verschmelzung von Band und Orchester klingen sollte. Alles passt perfekt zusammen, weder Band noch Orchester wirken befremdlich. War die Band zuvor noch auf Psychedelic, West Coast und Americana verbucht, so eröffneten sich nun neue Wege, die in Richtung Funk, Reggae und Rock weiterverfolgt wurden. Ob Shakedown Street, Fire On The Mountain oder der einzige MTV-Hit der Band, Touch Of Grey: The Dead kreierten einen völlig eingenständigen Sound, der auch heute noch zündet.

Ausgerechnet diese späteren Jahre wurden zuvor öfter vernachlässigt und genießen einen obskuren Ruf. So bietet z.B. die vor knapp 10 Jahren veröffentlichte Best Of nur einen Song, der nach 1975 aufgenommen wurde, Skeletons From The Closet stammt gar von 1974 – ignoriert folglich ebenso die späteren Jahre. Und doch sind sie alle essentiell. Denn manches fehlt auch auf der aktuellen Doppel-CD (z.B. One More Saturday Night). Alles in allem bietet The Best Of The Grateful Dead den gelungensten Einstig ins Schaffen der Band um Jerry Garcia, auch wenn hier und da ein paar gute Songs fehlen, was im Anbetracht ihrer vorzüglichen Studioalben kein Wunder ist. Mit der Singleversion von Dark Star findet sich hier überdies eine echte Rarität (so gefiel dem hiesigen Autor die Liveversion des Songs nie, die Single jedoch bleibt wohlig fokussiert). Etwas unschön jedoch das abrupte Ende von Feel Like A Stranger. Dafür wird man sofort entschädigt, denn es folgt das großartige Far From Me. Hoch interessant ist übrigens auch das Booklet: Blair Jackson (Herausgeber von The Golden Road, einem Grateful-Dead-Magazin) kommentiert die einzelnen Songs ausgiebig, erläutert Hintergründe und allerlei Wissenswertes über eine der interessantesten amerikanischen Bands der Hippiezeit.

Erschienen bei Rhino/Warner.

Hinweis: Alle Artikel wurden mir von der entsprechenden Plattenfirma / dem entsprechenden Verlag bzw. Verleih zwecks Rezension kostenlos zu Verfügung gestellt. Die Rezensionen sind demnach als Werbung zu betrachten.
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