Coralie Clément – La Belle Affaire

Coralie Clement La Belle Affaire

Wer hätte gedacht, dass Coralie Clément noch einmal ein Album veröffentlichen würde? Seit 2008, nachdem das wunderbar verspielte Toystore veröffentlicht wurde, war es plötzlich still um Benjamin Biolays kleine Schwester. Hin und wieder tauchte sie noch auf diversen Samplern auf – Cléments Chansons scheinen für viele Hörer der Inbegriff aktueller französischer Musik zu sein – doch nach neuem Material suchte man vergebens. Lediglich ein Hörspiel (Iris a 3 ans) erschien, unter ihrem Geburtsnamen, und man dachte sich: “Was ist eigentlich aus Coralie Clément geworden? Sie wird doch nicht etwa aufgehört haben?” Nun, ein Jahr später, steht endlich ihr viertes Album in den Regalen der Plattenläden. Der Hype um das Mädchen mit dem Volvo-Song gehört dennoch der Vergangenheit an. Clément hingegen kehrt zu den Klängen des Debüts zurück, ohne jedoch die mittleren Album völlig zu ignorieren. Die Verspieltheit von Toystore trifft auf die rockigeren Klänge des künstlerisch-emanzipatorischen Bye Bye Beauté, der Sound jedoch erinnert stark an Salle Des Pas Perdus. Rickenbacker-Bässe, akustische Gitarren, vom Jazz beeinflusstes Schlagzeug, leise Doppelung des Refrains mittels einer männlichen Stimme (Biolay): Es bleibt kein Zweifel, Coralie Clément ist wieder da und macht es ihren Fans leicht, sie weiterhin zu mögen. Dass sie dabei jedoch kein Gefälligkeitsalbum aufgenommen hat, macht La Belle Affaire zu einer hervorragenden Veröffentlichung, besonders im Bezug auf ihre bisherige Discografie. Ob das für ihren Sound so typische, durch und durch eingängige À La Longe (von Benjamin Biolay, Album Home), das an Monkey Island erinnernde Sur Mes Yeux (Clement, Coeuriot, Chouarain) oder der unfassbar eingängige Titeltrack (mit Marimba?) – La Belle Affaire setzt sich an die Spitze ihres künstlerischen Schaffens.

Erschienen bei Naive.

Seit längerer Zeit denken wir darüber nach, keine Punktwertung mehr zu verwenden. Der Zwang, ein absolutes Statement abzugeben, die emotionale Unbewertbarkeit von Musik und die eigene Erfahrung, manchmal Alben zu mögen, die von anderen Kritikern verrissen werden, lässt das alte System sinnlos erscheinen und nimmt die Lust an der Kritik. “Ein Blick zurück nach vorn” von SomeVapurTrails, der ähnlich wie wir Musik nicht bewerten sondern fördern möchte, bestärkt uns in diesem Schritt. Wir verzichten also von nun an auf das traditionelle Einstufungs- und Unterdrückungsinstrument. Dem Pluralis Majestatis bleiben wir aber treu.

Hinweis: Alle Artikel wurden mir von der entsprechenden Plattenfirma / dem entsprechenden Verlag bzw. Verleih zwecks Rezension kostenlos zu Verfügung gestellt. Die Rezensionen sind demnach als Werbung zu betrachten.
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