Luis Bacalov – Hidden Moon / Luna Escondida

Luis Bacalov

Luis Bacalov gehört zu den Musikern, die immer im Schatten Ennio Morricones stehen werden. Beide Musiker verbindet seit dem Beginn ihrer Karrieren eine enge Freundschaft und doch ist Bacalov einer dieser Musiker, den nur die wenigsten kennen. Beide schrieben Italowesternmusik, beide arbeiteten an anderen filmischen Genres. Bacalov gewann 1996 einen Oscar für Il Postino (ein wunderbarer Film mit exzellenter Musik), Morricone später für sein Lebenswerk, beide Musiker werden regelmäßig von Quentin Tarantino zweckentfremdet, kaum einer weiß jedoch, von wem Lo chiamavano King oder Django stammen.

Mit Hidden Moon erschien vor einiger Zeit ein ausgezeichneter Soundtrack, leider nur als Digital-Download, was der Qualität der Kompositionen in keinster Weise gerecht wird. Musikalisch befinden wir uns irgendwo zwischen Morricones Cinema Paradiso, Jarres A Walk In The Clouds und Bacalovs Il Postino. Besonders letzteres ist omnipräsent, was nicht zuletzt an der bemerkenswert argentinischen Instrumentierung liegt. Bandoneon, Gitarre, Oboe und Streicher dominieren. Dabei vermeidet Bacalov wie auch bei seiner Oscarprämierten Arbeit Spannungs- oder Situationsmusik, jene Klänge also, die weniger auf musikalische Themen bauen, sondern als reines Füllmaterial herhalten müssen. Wenn er sie dann doch in seine Kompositionen einfließen lässt, dann so geschickt wie in Life Is Not A Dream, wo leichte Dissonanzen auf Streicherstakkatos treffen, das Stück in kompaktem Rahmen bereichern, so wie es Ennio Morricone z.B. in Fuga, ricreca e ritorna vorexerzierte. Jedes der 27 Stücke entwirft entweder neue Themen oder variiert bereits bestehendes. Hidden Moon unterhält folglich auf ganzer Linie, eignet sich darüber hinaus perfekt zum filmfremden Musikgenuss (wir kennen den Film leider noch nicht). Eine Platte voller wunderbarer Klänge, ein Soundtrack alter Schule, der seine Hörer in kleine, mediterrane Dörfer entführt, wie wir sie aus Cinema Paradiso und Il Postino kennen. Für uns handelt es sich hier um ein Meisterwerk, wie es nur selten in Filmen zu finden ist. Bacalov hat hierfür größtmögliche Anerkennung verdient – oder wenigstens eine ansprechende CD- oder LP-Ausgabe. Streng genommen wird hier zwar nur Il Postino wiederholt und doch bietet die Musik genug neue Ideen, beflügelt ihre Hörer und trägt sie hinfort. Hidden Moon ist der beste Soundtrack der 10er Jahre, ein moderner Klassiker, den es nun zu entdecken gilt. Gefühlvolle und doch nie kitschige Musik, wie sie im Kino kaum noch zu hören ist. Das Meisterwerk eines alten Meisters.

Subjektiv: [xrr rating=5/5] Objektiv: [xrr rating=5/5]

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