Rose Windows im Cafe Glocksee, Hannover, 06.08.2014

Rose Windows

Rose Windows gehören zu den Bands, die ich beim ersten Hördurchlauf als nett einstufte, auf den Promostapel legte und erst einige Monate später für mich entdeckte. Seitdem entwickelte sich die Band aus Seattle zu einer meiner liebsten. Ein Sound, der pastoralen Folk mit Hardrock und Psychedelic in sich vereint, obendrein auch noch mit Querflötistin (Veronica Dye) und Sängerin (Rabia Shaheen Qazi) vom stimmlichen Format einer Grace Slick aufwartet, findet man selten im Indiefolk-Allerlei der letzten Jahre. Live gestaltet sich der Sound jedoch problematisch, was aber nicht an der Band selbst liegt, sondern an den derzeitigen Gegebenheiten. Einem Zustand zwischen guten Albenkritiken und Newcomerstatus, kleinen Spielstätten und beschränktem Equipment. Die wuchtige Hammondorgel des Albums muss einem kleinen Korgsynthesizer weichen (immerhin mit recht fettem Hammondsound), ein Wechsel zwischen Akustik- und E-Gitarre wäre logistisch nicht möglich gewesen, denn die Bühnen sind derzeit noch klein (es wird sich ändern, da bin ich mir sicher), bieten kaum genug Platz. Hochproblematisch hingegen und eines der wirklichen Probleme der Band: übereifrige Tontechniker am Mischpult. Vermutlich nicht der eigene Mann, daher schlecht auf den wechselhaften Sound vorbereitet, erstickt die fantastische Musik hin und wieder im Soundbrei. Heavyfolk auf Metal gemischt, viel zu starke Bassbetonung, zeitweise – zum Ende hin – war nicht mehr klar auszumachen, ob nun wirklich eine Sängerin und Flötistin auf der Bühne stehen oder nur Bassist, Gitarristen und Schlagzeuger. All diese Umstände erschwerten es der Band, sich ideal zu entfalten. Musikalisch hingegen: Ein Traum. Spielfreude pur, alles bekifft-psychedelisch angehaucht, tolle Musiker. Lediglich die Querflöte wirkte unterrepräsentiert. Veronica Dye ist neben den Sangesqualitäten einer Rabia Shaheen Qazi das Aushängeschild der Band – wer, außer Blood Ceremony und Jethro Tull setzt heute noch in diesem Maße auf Flöten? – darf sich aber nicht wirklich austoben. Ein Solo hätte die Musik deutlich bereichert. Nun liest sich die Konzertkritik negativer als das Konzert eigentlich war. Fakt ist: Rose Windows sind heavy im besten Sinne. Tolle Songs, intensiv vorgetragen. Es gelingt dem Hörer nicht, sich von der Bühne abzuwenden, Langeweile kommt zu keinem Zeitpunkt auf. Wischt man den Folk derart beiseite, wie es unter den Umständen unumgänglich war, bleibt ein psychedelisches Feuerwerk übrig, angereichert mit heftigen, unter die Haut gehenden, Hardrockparts und Ethnoeinflüssen. Sollten Rose Windows nächstes Jahr in eure Stadt kommen, solltet ihr hingehen. Selten klangen die Sounds der 1970er Jahre so frisch.

 Alle Fotos: Photocredit (c) 2014 by Julian Auringer für diekopfhoerer.eu.

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  • Rose Windows Glocksee 4-1

Hinweis: Alle Artikel wurden mir von der entsprechenden Plattenfirma / dem entsprechenden Verlag bzw. Verleih zwecks Rezension kostenlos zu Verfügung gestellt. Die Rezensionen sind demnach als Werbung zu betrachten.
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