“Papa in Afrika” erscheint im September (Avant-Verlag)

Afrika Kannemeyer

Im Avant-Verlag (König der Fliegen, Vampir) erscheint in wenigen Wochen Anton Kannemeyers Comic- und Illustrationssammlung Papa in Afrika. Im Mittelpunkt stehen hier Vorurteile und Rassismus gegenüber schwarzen Männern in Südafrika. Die Geschichten/Illustrationen sind von einer Kindheit im Apartheidsregime geprägt. Man könnte meinen, die Schatten der Vergangenheit seien  inzwischen verflogen, doch die Situation sieht anders aus. Auch heute noch wird antirassistisches Engagement von einigen weißen Afrikanern abgelehnt und so verwundert es auch nicht, dass Farbanschläge bei Ausstellungen und Zensurauflagen Kannemeyer auf Schritt und Tritt begleiten, Hassbriefe zum Alltag gehören. Besonders provokant: Der Zeichenstil orientiert sich an Hergés Ligne Claire, jener klaren Linie, die den besonderen Charme von Tim und Struppi ausmacht, einer der zeichnerisch wohl schönsten Comicserien aller Zeiten. Immer wieder referenziert der Künstler auf die frankobelgische Comicreihe, denn die Urfassung von Tim im Kongo ist durchzogen von kolonial geprägtem Rassismus und unkritisch übernommenen Vorurteilen, fußt auf dem überheblichen Menschenbild der erzkatholischen geprägten Tageszeitung, für die Hergé damals arbeitete. Sein Umgang mit der unliebsamen Vergangenheit darf dabei auch auf die politische Aufarbeitung des Apartheidsregime übertragen werden, denn besonders rassistische Passagen wurden überarbeitet, das veraltetes Weltbild korrigiert und doch sind die Zeichnung von einem latenter Rassismus begleitet, den Kannemeyer besonders hervorhebt. Es muss angemerkt werden, dass Hergés größter Fehler darin lag, sich nicht mit den Ländern befasst zu haben, die Ziel seiner rassistischen Ausfälle waren, denn spätestens ab Der blaue Lotos, dessen Entstehung eine intensive Beschäftigung mit dem dort portraitierten Land vorausging, änderte sich sein Weltbild grundlegend. Wie auch in Südafrika selbst bestand zuvor kein Kontakt zu den portraitierten Menschen, erst die intensive Freundschaft mit Chang-Chong-jen, einem chinesischen Künstler, gab Hergé nicht nur künstlerisch neue Impulse. Und so sind es die rückwirkenden Korrekturen im Werk des Belgiers, die sauer aufstoßen. Der Umgang mit der Vergangenheit war gut gemeint, doch wenig zufriedenstellend durchgeführt. In Südafrika indes gelang es den Täterinnen und Tätern dank eines Gesetzes des guten Willens, sich der Strafverfolgung zu entziehen. Sie gestanden ihre Taten öffentlich ein und entgingen so einer Strafverfolgung. Wie und ob sich dieser politische Diskurs in Papa in Afrika wiederspiegelt, erfährt man voraussichtlich am 9. September 2014. Eine Kritik folgt.

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