Seit geraumer Zeit (und passend zur Deutschlandtournee) veröffentlicht Gabby Young ihr inzwischen drittes Album One Foot In Front Of The Other. Eine Künstlerin, die zu überraschen weiß, zwei wunderbare Alben aufnahm und deren Konzerte umwerfend sind. Den Nagel auf den Kopf treffend bezeichnet die Presse Youngs Stil als Zirkusswing, was nicht zuletzt durch ihren ziemlich extravaganten Stil und der überbordenden Lebendigkeit der Musik, die Einflüsse aus verschiedensten Musikrichtungen miteinander zu verbinden weiß, nahe liegt. One Foot In Front Of The Other wirkt nun ein wenig wie der Tritt auf die Bremse, Young entschleunigt ihre Musik überdeutlich. Ein Großteil der neuen Stücke besteht aus ruhigeren Songs, Balladen, die jedoch keineswegs langweilig oder gar nervtötend ausfallen. Vielmehr konzentriert sich die Musikerin auf einige Elemente ihrer Musik, die zuvor etwas übersehen wurden und baut diese aus (Fear Of Flying, das großartige Another Ship, One Foot In Front Of The Other, Smile). I’ve Improved hingegen ist das einzig schnelle Stück des Albums, mit Marimba, Orgel und Bläsern instrumentiert bietet es den allseits bekannten Wahnsinn.
Dem Übergewicht der Balladen zum Trotz: Gabby Young begeistert auch mit ruhigeren Stücken, ihre Stimme, der Hang zur obskuren Instrumentation überzeugt auch hier. Enttäuschung sieht anders aus. Unglücklich nur, dass ausgerechnet das erste und das letzte Stück des Albums äußerst unglücklich gewählt wurden. Sur La Lune (…A French Ditty) hat zwar das gewisse Etwas – Melodie und Text stimmen – unglücklicherweise erweist sich die Komposition knappe 3 Minuten zu lang. Ein Stück wie Back Where We Started hingegen hätte man sich einfach mal sparen können. Pop? Calypso? Was es genau sein will, ist wohl auch dem Stück selbst nicht ganz klar. Andererseits: Ganz so schlimm, wie auf einer bekannten anderen Musikseite behauptet wird, ist es nun auch wieder nicht. Nur einer dieser Musikerwitze (man hofft zumindest auf diese Intention), die ins Leere laufen.
One Foot In Front Of The Other verkörpert den Ruhepol in Gabby Youngs Werk. Es bündelt jene Stücke, von denen man auf den bisherigen Alben viel zu wenige finden konnte. Alles in allem ein schönes und gutes Album.
Erschienen bei Gift Of The Gab Records.
Subjektiv: [xrr rating=4/5] Objektiv: [xrr rating=3/5]
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Wer ich bin: Ich schreibe Bücher, forsche zur Massenkultur (Comics!), komponiere, liebe Musik & bin hoffnungslos franko-/italophil.
Woran ich glaube: Wir sollten im Leben danach streben, Narren zu sein. Immer auf der Suche, niemals am Ziel, von Neugier getrieben, mit offenen Augen, Ohren & Geist durch die Welt gehend.