Daemonia – die neue Band von Ur-Goblin Claudio Simonetti, dem Dario-Argento-Hauskomponisten. Nachdem die Goblins über die Grenzen Italiens hinaus als hochtalentierte Progressive-Rock-Band bekannt wurden, verschwand man irgendwann in den 1980er Jahren von der Bildfläche. Alben wie Suspira, Profondo Rosso oder Tenebra stehen bis heute synonym für Italoprog und Filmmusik der Cinecitta. Nun hat Claudio Simonetti es sich zur Aufgabe gemacht, die alten Soundtracks erneut einzuspielen, diesmal allerdings mit einer Heavy Metal Band. Dawn Of The Dead war bereits in den 1970er Jahren eine Sache für sich. Filmisch ein Meisterwerk, musikalisch eher durchwachsen. Großartigen Stücken wie L’Alba Dei Morti Viventi und Zombi standen Kuriositäten wie Torte in Faccia und Tirassegno gegenüber. Stücke also, die den Hörfluss erheblich störten. In der Neuinterpretation ist das alles nicht viel anders. Jedoch gibt es einen sehr relevanten Unterschied: Die guten Stücke klingen erheblich lebhafter als in der Originalversion. Sie schienen die Metalbehandlung sehnlichst erwartet zu haben. Zombi sei hier als Highlight genannt. Richtig gut indes der Bonustrack Toccata E Fuga, einem Orgelstück von Bach. Behutsam modernisiert Simonetti, lässt die alten Goblin-Zeiten erneut aufleuchten. Klassik und Rock, sie stehen hier gleichberechtigt nebeneinander. Davon hätte ich mir gerne mehr gewünscht. Aber auch Il Cartaio erlebt eine erhebliche Aufwertung gegenüber der Originalversion und erklingt in einem organischen Soundgewand.
Über die Three Monks hingegen gibt es deutlich weniger zu sagen. War ich vom Vorgänger noch reichlich begeistert, fällt The Legend Of The Holy Circle erheblich ab. Besonders The Holy Circle und Into Mystery klingen so stark nach Plastikkeyboard, dass man sie am liebsten überspringen möchte. Klar, die Mönche sind hier auch wieder ohne Ende polyphon unterwegs, was hier aber in einem atonalen Melodienwirrwarr ausartet. Bot Neogotic Progressive Toccatas seinerzeit noch sinnvolle Orgelversionen von Goblin-Songs und setzt auf manche interessante Eigenkomposition, so verliert sich die neue Platte in einem fürchterlichen Kunstkrampf, der in manchen Momenten dudelt, in anderen überfordert. Lediglich Toccata Neogotica #5 (Epilogue) atmet den Geist des Vorgängers. Sicher kein schlechtes Album im musikalischen Sinne, die Herren wissen genau, wie ihre Instrumente zu bedienen sind, doch emotional fällt The Legend Of The Holy Circle zu stark ab, die Orgelpassagen führen zu oft ins Nichts.
Erschienen bei Black Widow.
Daemonia: [xrr rating=3/5] Three Monks: [xrr rating=2/5]
Hinweis: Alle Artikel wurden mir von der entsprechenden Plattenfirma / dem entsprechenden Verlag bzw. Verleih zwecks Rezension kostenlos zu Verfügung gestellt. Die Rezensionen sind demnach als Werbung zu betrachten. Werbung: Wenn dir der Artikel gefällt, wirst du mein Buch lieben: The Beach Boys - Pet Sounds
Wer ich bin: Ich schreibe Bücher, forsche zur Massenkultur (Comics!), komponiere, liebe Musik & bin hoffnungslos franko-/italophil.
Woran ich glaube: Wir sollten im Leben danach streben, Narren zu sein. Immer auf der Suche, niemals am Ziel, von Neugier getrieben, mit offenen Augen, Ohren & Geist durch die Welt gehend.