The Oath – The Oath

The Oath

Kennt ihr das auch? Eigentlich mögt ihr richtig harten Metal, aber das gekreische geht euch mächtig auf die Nerven? Es gehört sicher zu den Treppenwitzen des Genres, denn viele Künstler sind musikalisch sehr begabt, könnten ohne Probleme auch Jazz oder Klassik spielen (z.B. Yngwie Malmsteen, dessen Concerto allerdings am Gitarrensound krankt, der irgendwie an eine Katze erinnert, die gerade erwürgt wird). Da einige Subgenres aber Growls und Screams verlangen – für Jazzfans, trotz Free Jazz, in der Regel weniger erfreulich – hat man oft das Nachsehen. The Oath aus Berlin (Sängerin Johanna Sadonis stammt aus Deutschland, Gitarristin Linnea Olsson aus Schweden) sorgen nun mit ihrem überragenden Debüt für Begeisterungsstürme in der hiesigen 1-Mann-Redaktion. All Must Die prescht ordentlich los, setzt auf Klargesang und gibt die musikalisch-lyrische Richtung vor, die knapp 40 Minuten durchgehalten wird. Stücke wie Black Rainbow orientieren sich wie gesagt eher am härteren Metal, was die Songs (oftmals überschreiten sie deutlich die 3-Minuten-Marke) aber nicht davon abhält, gute Laune zu verbreiten. Denn bei all dem hymnischen Habitus der Damen kommt das dämonische Element etwas zu  kurz. Sicher, immer wieder gibt es diese wunderbaren Spannungsmomente – abgelöst von meist umso schnelleren Passagen und großartigem, weil feierlichen Gesang, eine Intensität, wie andere ähnlich geartete Bands sie auf Vinyl gepresst haben, erreichen die Damen leider nicht. Wenn ich die Wahl hätte zwischen Blood Ceremony und The Oath, ich würde im Zweifelsfalle immer Alia O’Brien bevorzugen (dieser Tage übrigens auf Deutschlandtournee). Und diese Entscheidung liegt definitiv nicht an meiner Vorliebe für Jethro Tull. Textlich bewegt sich das Ganze leider etwas zu dicht an der Klischeekiste (es stört nicht wirklich, als Fan satanistischer Retroklänge gewöhnt man sich mit der Zeit an diese Problematik). Dennoch haben wir mit The Oath nach Kadavar einen erneuten Act aus Berlin, den man in den Ohren behalten sollte. Gut gemacht ist es allemal, Songs wie Psalm 7 (Black-Sabbath-Fans aufgepasst!) besitzen Charme und sind erstaunlich gut durchdacht, dazu recht hart eingespielt. Johanna Sadonis gehört zu den besseren Stimmen der aktuellen Szene, fast immer zeigt sie Farida Lemouchi oder Alia O’Brien wo der Hammer hängt. Linnea Olsson spielt exakt und dennoch verspielt, zitiert hier und da bestimmte Metalgrößen.

Anspieltipp: All Must Die.

Erschienen bei Rise Above Records.

Subjektiv: [xrr rating=4/5] Objektiv: [xrr rating=4/5]

Hinweis: Alle Artikel wurden mir von der entsprechenden Plattenfirma / dem entsprechenden Verlag bzw. Verleih zwecks Rezension kostenlos zu Verfügung gestellt. Die Rezensionen sind demnach als Werbung zu betrachten.
Werbung: Wenn dir der Artikel gefällt, wirst du mein Buch lieben: The Beach Boys - Pet Sounds