Kings Of Metal gehört zu den Klassikern des Metal. Nicht ohne Grund, denn was Manowar Ende der 1980er Jahre aufnahmen, ist über jeden Zweifel erhaben. Harte, hymnische, von Wagner inspirierte Songs werden von Musikern interpretiert, die es allesamt verstehen, mit ihren Instrumenten umzugehen. Thy Crown And Thy Ring mit seiner Kirchenorgel, dem exzellenten Gesang von Eric Adams und dem unter die Haut gehenden Chor – ein großer Moment des hymnischen Metals. Auch heute noch ein Garant für Gänsehaut. The Blood Of The Kings mit seinen markerschütternden Screams und den unnachahmlichen Gitarrenspiels von Ross The Boss … Es macht einfach Spaß, auch knapp 30 Jahre nach Erstveröffentlichung. Machen wir uns nichts vor: Manowar haben hier eines der größten Metalalben aller Zeiten aufgenommen. Aber Manowar werden auch immer zu einer jener Bands gehören, die man durchaus kritisieren, ja hin und wieder sogar belächeln darf. Besonders offensichtlich: die kitschigen Texte. Zwar machen diese einen nicht unerheblichen Teil des Charmes der Band aus, aber mal ehrlich: Wir gut, ihr böse – Wir Krieger, ihr die Besiegten … Da sind He-Man-Comics weitaus tiefgründiger. Wo aber liegt nun das Problem mit MMXIV? Ganz einfach. Eine Neuaufnahme war unnötig. Die Kirchenorgel und der Chor klingen synthetisch, Eric Adams, zwar noch erstaunlich gut bei Stimme, klang in den Screams nie kraftloser. Karl Logen (der mit der Pony-Frisur) ist technisch sicher versiert, sein unsensibles geshredde hinkt aber Meilenweit hinter dem großartigen Spiel Ross Friedmans hinterher. The Sting Of The Bumblebee erklingt nun mit Metronom – entweder ein Mixfehler (peinlich!), gewollt (noch peinlicher!) oder nicht anders gekonnt (ohne Worte!). Über die geänderte Trackliste darf man streiten – ich persönlich halte sie für unglücklich. Vllt. hätte man auch einfach nur A Warrior’s Prayer entfernen sollen. Trägt zwar zur Gesamtstimmung bei, stört den Hörfluss trotzdem (und das war auch schon in den 80er Jahren der Fall). Eine Bonus-CD bietet leider nur Instrumentalversionen der Stücke, nicht mehr. Pleasure Slave fehlt ganz. Man könnte vermuten, der Text wäre den Kriegern inzwischen peinlich (was er nicht sein muss, denn ob die Krieger nun über Kriegszüge oder über Frauenversklavung singen – es bleibt ein menschenverachtender Grundtenor, den man entweder in Kauf nimmt oder ablehnt, dass es hier explizit um Frauen als Objekt geht macht den Kohl dann auch nicht mehr fett), aber wer ernsthaft Gods Of War mit der Musik Richard Wagners vergleicht und auch noch an diesen Irrsin glaubt – dem ist nichts zu peinlich. Für den Hörer war der Song hingegen immer schon ein Monument des Fremdschams. Um nicht falsch verstanden zu werden: Ja, der Song ist richtig peinlich. Aber er wurde damals aufgenommen, auf dem CD-Release integriert und gehört somit zumindest auf die Bonus CD. Gleiches gilt für Herz aus Stahl.
Kings Of Metal MMXIV bietet zwei Booklets, jede Menge Instrumentalversionen und saftloser Interpretationen des alten Materials. Die große CD-Box ist löblich, Thy Crown And Thy King MMXIV klingt in der Metalversion ganz nett. Davon abgesehen braucht diese CD kein Mensch. Man greife lieber zum inspirierten Original, denn hier knallen Manowar ordentlich rein, hier sind sie noch echte Krieger, unbesiegbar. Anno 2014 bleibt davon nur noch die Fellunterhose übrig. Und was die Verschandlung des Originalcovers soll, verstehe wer will.
Erschienen bei Magic Circle Entertainment.
Songmaterial: [xrr rating=5/5]
Umsetzung: [xrr rating=2/5]
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Wer ich bin: Ich schreibe Bücher, forsche zur Massenkultur (Comics!), komponiere, liebe Musik & bin hoffnungslos franko-/italophil.
Woran ich glaube: Wir sollten im Leben danach streben, Narren zu sein. Immer auf der Suche, niemals am Ziel, von Neugier getrieben, mit offenen Augen, Ohren & Geist durch die Welt gehend.