Cindy Lou Who – was ist nur mit dir geschehen? Going To Hell von The Pretty Reckless, der Band um Gossip-Girl-Nervensäge Taylor Momsen, ist in vielerlei Hinsicht bemerkenswert. Anders als ihre gleichaltrigen Schauspielkolleginnen hat Momsen ein erstaunliches Händchen für gute Musik. Kein Schleimpop oder Eurotrash – Hardrock ist angesagt. Zwölf Songs, die nicht nur gut ins Ohr gehen, sondern auch noch angenehm hart ausfallen. Die Vorabvideos zeigten bereits, auf was sich der Hörer einlassen muss. Eine Art weiblicher Marilyn Manson (besonders deutlich bei Why’d You Bring A Shotgun To A Party), von vorne bis hinten durchsexualisiert. Das Intro zu Follow Me Down mit Gaststar Jenna Haze trumpft mit Pornogestöhne auf (für Europäer natürlich völlig harmlos), doch ist diese Peinlichkeit überwunden, folgen drei großartige Songs, die man so, man muss es einfach noch mal erwähnen, niemals bei einer singenden Jungschauspielerin erwartet hätte. Absolut glaubwürdig, dazu gut gesungen. Ja selbst die ruhigeren Powerballaden zaubern uns ein Lächeln aufs Gesicht.
Für mich persönlich verkörpern The Pretty Reckless die Überraschung des Jahres. Nicht im Traum hätte ich erwartet, dass Taylor Momsen in der Lage ist, auf Albenlänge zu unterhalten. Die ganzen Eskapaden der letzten Monate ließen mich zweifeln, ob man die Versprechen so auch musikalisch umsetzen könnte, denn wie wir alle wissen gehört zu Hardrock mehr als nur Pandamakeup und Nacktheit. The Pretty Reckless EP hätte mein Misstrauen eigentlich von vornherein beseitigen sollen. Going To Hell unterstreicht den positiven Eindruck der EP, denn das Album ist solide, unterhaltsam und erfrischen anders. Es ist zudem der Beweis, dass man auch ohne rausgestreckte Zunge, ohne Simple-Jack-Frisur und ohne latent lächerlichem Verhaltens ein Statement setzen kann. Eine Band mit Potential, eine Band, die man im Auge behalten sollte.
Erschienen bei Cooking Vinyl.
Subjektiv: [xrr rating=4/5] Objektiv: [xrr rating=3/5]
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Wer ich bin: Ich schreibe Bücher, forsche zur Massenkultur (Comics!), komponiere, liebe Musik & bin hoffnungslos franko-/italophil.
Woran ich glaube: Wir sollten im Leben danach streben, Narren zu sein. Immer auf der Suche, niemals am Ziel, von Neugier getrieben, mit offenen Augen, Ohren & Geist durch die Welt gehend.