Matthew E. Whites Big Inner ist bei Veröffentlichung leider völlig an mir vorübergerauscht. Ein Versäumnis, das nun durch die Outer Face Edition nachgeholt werden soll. White gelang es, sich aus dem Nichts heraus zu einem meiner Lieblingsmusikern zu entwickeln. Es ist der entspannte Soul seines Albums, seine warme, samtene, unaufgeregte Stimme, die immer wieder zu begeistern weiß. Seine intelligent-organischen Arrangements, die zurückhaltener nicht sein könnten und jeden Song optimal unterstützen. Besonders deutlich wird dies an Brazos, einem beinahe 10-minütigen-Longtrack, der zu keinem Moment durchhängt, der von Bläsern, Backgroundgesang, Schlagzeug und Streichern getragen, zu einem Soulmonster mutiert und den Hörer verschlingt. Spätestens wenn der Bass treibend die Zeilen “Jesus Christ Is Our Lord / Jesus Christ He Is Your Friend” begleitet und das Arrangement unerträglich anschwillt, ist das Stück vor lauter Großartigkeit kaum noch zum Aushalten. Hier scheue ich nicht den Vergleich zum Überalbum Hot Buttered Soul des großen Isaac Hayes, dem es ebenfalls gelang, Soul und Gospel auf so unnachahmlicher Art zu verbinden. Die größte Frage indes: Gelingt es der neuen 5-Track-EP das Niveau zu halten, das Big Inner vorlegt? Ja, das tut sie. Müsste man nicht extra zum Plattenspieler laufen und die CD wechseln, man wüsste nicht, dass die neuen Tracks nicht zum ursprünglichen Album gehören. Zuletzt war ich von einem Album so begeistert, als Midlake 2009 The Courage Of Others veröffentlichten. Das ist lange her und unterstreicht, was für ein talentierter Musiker White ist.
Erschienen bei Domino.
Subjektiv: [xrr rating=5/5] Objektiv: [xrr rating=4/5]
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Wer ich bin: Ich schreibe Bücher, forsche zur Massenkultur (Comics!), komponiere, liebe Musik & bin hoffnungslos franko-/italophil.
Woran ich glaube: Wir sollten im Leben danach streben, Narren zu sein. Immer auf der Suche, niemals am Ziel, von Neugier getrieben, mit offenen Augen, Ohren & Geist durch die Welt gehend.