Ödland bei Feinkost Lampe: Galaktoboureko (Trio-Tour)

Ödland Feinkost Lampe 2013

Ödland sind inzwischen keine Newcomer mehr und verlieren langsam ihren Status als unbekannte Obskurität aus dem Nachbarland. Bereits letztes Jahr war Feinkost Lampe gut gefüllt, dieses Jahr platzte die Location aus allen Nähten. Nach zwei Alben (Ottocento, Sankta Lucia), einer EP (The Caterpillar), einer Vinylsingle (Zoophyte) und diversen Videos der verdiente, wenn auch kleine, Erfolg. Die diesjährige Tour steht derweil ganz im Zeichen des neuen, vom Rebetiko inspirierten, bisher leider noch unveröffentlichten Albums Galaktoboureko. Galaktoboureko – das klingt nach Science Fiction, ist aber ein griechisch-türkisches Dessert. Somit folgen die Lyoner Musiker um Lorenzo Papace weiter dem Weg, den sie bereits auf Sankta Lucia eingeschlagen haben. Weg vom verregneten England Lewis Carrolls, raus aus dem Kaninchenbau, Richtung Südosteuropa und Vorderasien. Interessant dabei, dass die Gruppe im Kontext des Albums als Ensemble auftritt, stark auf Flöte und Cello setzt, ihre Deutschlandkonzerte aber im Trio bestreitet (Besetzung: Lorenzo Papace, Alizée Bingöllü, Léa Bingöllü). Man würde vermuten, dass die Kompositionen in dieser Zusammensetzung nicht funktionieren (zumal die für Ödland bisher typische Farfisa-Orgel und das Piano fehlen), doch wurde das Publikum bei Feinkost Lampe eines besseren belehrt: Reduziert auf Baglamas, Bouzouki, Ukulele, Glocken und Violine wirkten die Stücke keinesfalls sperrig oder reduziert, sondern entwickelten einen ebenso vollen Klang, wie man ihn von den bisherigen Alben kennt. Vor allem die Violine Lea Bingöllüs und Lorenzo Papaces Baglamas / Bouzouki rücken in den Vordergrund. Das Bindeglied in der Dreierkonstellation ist jedoch ohne Zweifel Alizée Bingöllü, deren fragil-elegante, überaus französische Ausstrahlung das Publikum erneut verzaubert. So ihr nicht die Worte fehlten führte sie das Publikum auf Deutsch durch den Abend, erläuterte die französischen Texte oder informierte über die Geschichte der ungewöhnlichen Instrumente. Die größte Neuerung des Konzerts ist indes eine ausgearbeitete Lightshow in Tradition der alten Genesis (1969 – 1975). Mittels Animationen und Fotos wird so die Musik illustriert, Klänge und Klanginspirationen miteinander verbunden. Dieser von mir seit jeher besonders geschätzte Kunstgriff führte besonders bei den Kompositionen Ménades et Satyres, Un baiser dans la nuit, Le long du Bosphore und Serait-ce un rêve? zur ästhetischen Verschmelzung von Werk und Rezipient, lässt vergessen, dass man sich im verregneten, kalten Deutschland befindet. Die Bilder entführen das Publikum nach Griechenland und in die Türkei, sie sind der logische Schritt im Gesamtkunstwerk Ödlands.

Eine der radikalsten Entscheidungen der Band ist aber gewiss der Blick in die Zukunft, die Präsentation des aktuellen Albums (das eine vor allem die psychedelischen Momente des Vorgängers Sankta Lucia vertieft), ohne dabei die neuen Stücke mit alten zu vermischen. So bleibt der Konzeptcharakter glücklicherweise erhalten. Lediglich in der Zugabe dann der kurze Blick auf die Vergangenheit.

Alle Fotos: Photocredit (c) 2013 by Julian Auringer für diekopfhoerer.eu

Hinweis: Alle Artikel wurden mir von der entsprechenden Plattenfirma / dem entsprechenden Verlag bzw. Verleih zwecks Rezension kostenlos zu Verfügung gestellt. Die Rezensionen sind demnach als Werbung zu betrachten.
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