Manchmal fällt es mir schwer, für ein Album die richtigen Worte zu finden. Es gefällt, oder es gefällt nicht und Gründe dafür zu finden, ist ein Kunststück für sich. Lea W. Freys How Soon Is Now gehört dabei zu der ersten Kategorie. Bereits die Songauswahl ist bestens gestaltet. The Smiths, The Verve, Kate Bush, Nick Drake … um nur die Künstler zu nennen, deren Musik mich in großem Maße selbst geprägt hat. Umso erstaunlicher, dass sechs von zehn Coverversionen zu meinen Lieblingssongs gehören, Songs, die mit dem eigenen ästhetischen Empfinden verschmolzen sind und von denen man ein Leben lang jeden Ton ins Gedächtnis rufen könnte. Anstatt das Original nun auf dem üblichen Weg zu reproduzieren, wählt Frey einen anderen, eigenständigen Weg. Einfach nur zu kopieren ist nicht die künstlerische Maßgabe ihrer Band um Peter (g) und Bernhard Meyer (b). So entwerfen ihre Sidemen – nicht zuletzt auch in ihren Eigenkompositionen – ein entrücktes Klangbild. Immer schwankend zwischen nördlicher Kälte und südlicher Wärme, immer dicht und von Freys warmer Stimme zusammengehalten. Bisweilen werden Erinnerungen an Sigur Ros wach, denn musikalische Nähe besteht hier ohne Zweifel, wie die zweite Hälfte von Weeping Willow beweist.
Auf How Soon Is Now gelingt das Kunststück, den Zuhörer zum zuhören zu bewegen. Nach wenigen Tracks richtet sich die gesamte Konzentration einzig auf die Musik. Der faszinierend melancholisch-warme Klang nimmt gefangen. Die ruhigen Momente von Sigur Ros oder auch Pine von A Fine Frenzy sind gute Referenzpunkte.
Erschienen bei Traumton.
Subjektiv: [xrr rating=4/5] Objektiv: [xrr rating=4/5]
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Wer ich bin: Ich schreibe Bücher, forsche zur Massenkultur (Comics!), komponiere, liebe Musik & bin hoffnungslos franko-/italophil.
Woran ich glaube: Wir sollten im Leben danach streben, Narren zu sein. Immer auf der Suche, niemals am Ziel, von Neugier getrieben, mit offenen Augen, Ohren & Geist durch die Welt gehend.