Burt Bacharach – Anyone Who Had a Heart: The Art Of The Songwriter

Anyone Who Had A Heart -The Art Of The Songwriter

Wenn es im Musikbusiness eine eklatante Lücke gegeben hat, so lag sie sicherlich in der Abwesenheit eines guten, umfassenden Burt-Bacharach-Sets, denn die bisherigen Kollektionen wirken entweder unseriös zusammengestellt (Simply The Songs Of) oder sind überteuert und/oder unvollständig (Magic Moments, The Look Of Love). Anyone Who Had a Heart: The Art Of The Songwriter schließt nun diese Lücke und doch kann das Set nicht hundertprozentig überzeugen. Zu den positiven Punkten gehört u. a. die Aufmachung. Die recht große Box besteht aus stabiler Pappe, überzeugt durch edle Farbgebung und erinnert ein klein wenig an eine überdimensionierte Pralinenschachtel, ein Eindruck, den das Innere verstärkt. Denn hier finden sich die farblichen CD-Sleeves (hier wären Jewel-Cases wünschenswert gewesen) in einer Vertiefung. Anstelle eines Booklets wird ein Hardcover-Buch geliefert, das durchaus informativ ist, oftmals aber nur einen zeitlichen Ablauf der Geschehnisse um Bacharach liefert. Neben einigen seltenen Bildern, Vinylcovern etc. finden sich auch Bilder aus den Austin-Powers-Filmen, die sehr unprofessionell aus dem Windows Media Player stammen und obendrein mit Pro-Sieben-Logo (!) versehen sind. Eine weitere verschenkte Chance ist die Abwesenheit der Songtexte. Sicher, hier handelt es sich nicht um ein Hal-David oder Carole-Bayer-Sager-Set, dennoch leben die meisten erfolgreichen Bacharach-Song auch von ihren grandiosen Texten.

Die Songauswahl – darauf kommt es hauptsächlich an – ist überwältigend. 137 Songs, von Pattie Page über Dionne Warwick. von Jerry Orbach (Promises, Promises ist in seiner Fassung grandios) bis hin zu Rumer oder Christopher Cross finden sich nahezu alle wichtigen Interpreten. Und doch fehlen einige Versionen (nicht Songs!), die den Hörern ans Herz gewachsen sind, wie z. B. Herb Alperts Fassung von This Guy‘s In Love With You oder The Carpenters mit (They Long To Be) Close To You. Es darf übrigens diskutiert werden, ob Jamie Cullums Version von Make It Easy On Yourself wirklich die herausragendes ist, oder ob sie im Vergleich zu den Walker Brothers oder der selbstgesungenen, brüchig-überzeugenden Bacharach-Version des gleichnamigen Albums von 1970 stark abfällt. Überdies ist es ein klein wenig frech, dass die günstige 2-CD-Fassung des Boxsets teilweise Songs enthält, die auf der teuren Variante nicht zu finden sind, wie z. B. I’ll Never Fall In Love Again von Isaac Hayes. Überzeugend hingegen die Aufteilung der 6 CDs. Sie ist bis zu CD 4 nach zeitlichen Abschnitten sortiert. So ist es dem Hörer möglich, sich durch die Epochen der amerikanischen Popmusik zu hören. CD 5 besteht einzig aus Instrumentalversionen von Bacharach höchst selbst, CD 6 widmet sich einigen Jazzinterpretationen der vorherigen Songs. Was mir persönlich fehlt ist jedoch eine siebte CD. Angeboten hätte sich hier eine Zusammenstellung obskurer, anderssprachiger Coverversionen, wie man sie z. B. auf Jazzclub – Wir lieben Bacharach (ebenfalls Universal) findet. Ich bin mir sicher, dass Bacharach auch außerhalb Deutschlands reichlich gecovert wurde.

Anyone Who Had a Heart: The Art Of The Songwriter ist trotz der genannten Kritikpunkte das ultimative Boxset für Bacharach-Fans geworden. Raritäten und bekannte Songs gehen hier Hand in Hand, die optische Präsentation ist reizvoll und auch das Hardcoverbooklet genügt, um einen umfassenden Blick zu erhaschen. Nach dem Konsum der sechs CDs bleibt die Überzeugung, dass Bacharach neben Brian Wilson der wichtigste Popkomponist der USA ist.

Erschienen bei Universal.

Subjektiv: [xrr rating=4/5] Objektiv: [xrr rating=4/5]

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