Blood Ceremony – The Eldritch Dark

Blood Ceremony

Es ist bisher wirklich sehr selten vorgekommen, dass ich ein Album beim ersten Hören so gar nichts abgewinnen konnte, im Laufe der folgenden Wochen jedoch eine beinahe abgöttische Liebe zu ihm entwickelte. Jethro Tulls A Passion Play war so ein Album. Hier dauerte die Gewöhnungsphase sogar einige Jahre, ehe der imaginäre Platzwart im Kopf die Erlaubnis erteilte, jede Mikromelodie, jeden Ton zu verehren. Und nun geschah ähnliches mit The Eldritch Dark, dem nunmehr dritten Album der Mannen um Alia O’Brien, jener Frau, die nicht viel weniger ist, als ein weiblicher Ian Anderson, ein sexy Flötenteufel, der sich allerdings auch gut mit allerlei Orgeln auskennt und überdies mit einer recht angenehmen Stimme gesegnet ist. Im Vergleich zum Vorgänger Living With The Ancients ein unerwarteter Sprung nach vorne, im Vergleich zum selbstbetitelten Debüt ein Quantensprung gelingt es einer jungen, aufstrebenden Band, ihren eigenen Sound zu finden, der sich natürlich immer noch stark an Jethro Tull orientiert, aber auch die Alben von Fairport Convention zu kennen scheint. Hinzu kommen einige überaus interessante Gitarrenriffs, in Ballad Of The Weird Sisters  sind sogar Violinen zu Finden. Lord Summerisle, für mich das vielleicht beste Stück des Albums, überrascht durch männlichen Gesang, Mellotroneinsatz und O’Briens Spiel im unteren Flötenregister. Ein ungemein warmes Klangbild, das man von der Gruppe in dieser Form nicht erwartet hätte. Nicht weniger intensiv: The Magician. Ein Wiedersehen mit Oliver Haddo, jenem Pseudonym des sagenumwobenen Aleister Crowley, der auch schon auf Living With The Ancients spuken durfte. The Magician steht dabei zwar ein wenig im Schatten des großartigen Daughter Of The Sun, setzt aber genügend eigene Akzente und überzeugt mit einem weihevollen Orgelsolo, ehe es düsteren Backgroundvocals weicht. Alles in allem kommt die Entwicklung in Blood Ceremonys The Eldritch Dark unerwartet, sie erweitert den Sound der Kanadier um einige interessante Nuancen und stellt alle Alben, die Jethro Tull (und Ian Anderson) seit Root To Branches aufgenommen haben, in den Schatten.

Erschienen bei Rise Above Records.

Subjektiv: [xrr rating=5/5] Objektiv: [xrr rating=4/5]

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