Yves Jamait ist hierzulande noch ein echter Geheimtipp. Zwar hat der 51-jährige Musiker aus Dijon bereits 4 Studio- und ein Livealbum aufgenommen, doch gelang es ihm noch nicht, seinen urfranzösischen Sound nach Deutschland zu exportieren – was aus vielerlei Gründen sehr schade ist. Er ist einer der wenigen erfolgreichen Musiker, die erst im fortgeschrittenen Alter anfingen, professionell Musik zu machen. Er arbeitete als Bauarbeiter, Koch, Tierpharmazeut und Computergrafiker und hat dementsprechend einen großen Fundus, aus dem er berichten kann. Themen sind u. a. die Welt der Arbeiter, Einsamkeit und (gescheiterte) Liebeleien. Er wird mit Schwergewichten wie Aznavour, Aldebert und Le Forestier verglichen. Sein Sound profitiert von seiner sehr rauen Stimme, die seinen akkordeongeschwängerten Gypsie-Chanson mit Reggaeeinflüssen, den man z. B. mit ZAZ vergleichen kann (mit der er auf Saison 4 auch im Duett singt), erdet. Saison 4 ist ein gutes Album geworden, nicht so zündend wie der großartige Vorgänger Je Passais Par Hasard, dennoch mitreißend und zutiefst emotional. Anspieltipps sind La Radio Qui Chante (das Duett mit ZAZ), Gare Au Train und besonders La Cinquantaine, eine Fremdkomposition. Eine Ballade, die besonders durch Jamaits raue Stimme an Intensität kaum zu steigern ist. Eines dieser Chansons das jeder halbwegs frankophile Hörer lieben wird. Im Sound vielfältiger geraten als sein Vorgänger, ist Saison 4 trotz seiner Schwächen eines überwiegend guten Albums geworden. Lediglich Jamaits Hang zum gemeinsamen Singen mit Kindern (seinem eigenen?) auf dem letzten Song der Platte stört ein wenig.
Erschienen bei Wagram.
Subjektiv: [xrr rating=4/5] Objektiv: [xrr rating=4/5]
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Wer ich bin: Ich schreibe Bücher, forsche zur Massenkultur (Comics!), komponiere, liebe Musik & bin hoffnungslos franko-/italophil.
Woran ich glaube: Wir sollten im Leben danach streben, Narren zu sein. Immer auf der Suche, niemals am Ziel, von Neugier getrieben, mit offenen Augen, Ohren & Geist durch die Welt gehend.