Um diekopfhoerer wieder etwas mehr zu ihren Ursprüngen zurückzuführen, habe ich mir überlegt, die neue Kategorie Und im Hintergrund lief … einzuführen. Es sollen Songs besprochen werden, die eng mit einem bestimmten Erlebnis im Leben des hiesigen Autors verknüpft sind. Und welcher Songs würde sich am Anfang besser eignen, als Did We Not Choose Each Other aus dem wunderbaren Album Whaler von Sophie B Hawkins? Haben die Begleitumstände doch einen Grundstein für diesen Blog gelegt: Die Liebe zu Frankreich und seiner Musik.
Wer die 90er miterlebt hat, wird mit der Musikerin vor allem As I Lay Me Down verbinden, vielleicht noch Damn, I Wish I Was Your Lover oder Lose Your Way. Insbesondere der erste dieser Song war in den 1990ern omnipräsent in den Radiostationen des Landes. Für mich einer dieser Songs, die ich immer gerne gehört habe, wenn ich mit meinem Vater zu einem bekannten Elektromarkt gefahren bin, den es heute leider nicht mehr gibt. Das Album habe ich dann durch Zufall in der hiesigen Stadtbibliothek entdeckt und ich lieh es mir eigentlich nur wegen des großartigen Covers aus. Jahrelang fristete dann eine billige Kassettenkopie ihr Dasein in meiner damals noch sehr spartanischen Musiksammlung. Damals konnte ich nicht ahnen, dass es fast 10 Jahre dauern würde, ehe ich dem Song wieder über den Weg laufen würde. Es war in einer der späteren Dawsons-Creek-Folgen, an denen Dawson und Joey am College waren und die Serie etwas an Form verlor, ehe das großartige Finale gesendet wurde. Und so sollte ich mir das Album dann doch noch zulegen. Sofort entflammte meine Liebe zu Did We Not Choose Each Other, einem dieser Songs, die man einfach lieben muss. Angereichert mit einem Haufen großartiger Sounds, vom Walgesang über obskure Synthesizer; ja ich schrieb sogar meinen ersten Fanbrief, nur um von der Künstlerin zu erfahren, welche Sounds sie da genau benutzt hat – und ich erhielt Antwort! Kurz vor der 13. Klasse fuhr ich dann in einer Nacht-und-Nebel-Aktion nach Paris. Dazu muss man wissen, dass ich zu diesem Zeitpunkt keinerlei Berührung mit der Sprache hatte, ja nicht einmal wusste, ob mein Gastgeber (oder besser: die Person, bei der ich mich selbst eingeladen hatte) überhaupt in der Stadt sein würde. Erst als der Zug in Paris eintraf, konnte ich sicher sein. Nun, damals wohnte ich wie gesagt privat, in einem kleinen Raum, der in Deutschland niemals Mieter finden würde. Toilette auf dem Gang, ein Fenster (unter dem Dach), das man nur mit einer Schnur öffnen und schließen konnte und als Bett eine Pritsche. Wände mit abgerissenen Tapeten. Und zum allem Überfluss erfuhr ich, dass der Raum eigentlich gar nicht vermietet war … Ja, so war das damals. Und es waren ja auch nur vier Tage. Vier Tage, an denen ich hauptsächlich bei Virgin und FNAC rumhing, CDs und Platten shoppte oder mich in den weitläufigen Straßen des jüdischen Viertels in Paris verlief. Labyrinthgleiche Gassen, ein Hinterhofzimmer in einer Ecke, die nicht einmal auf den Stadtplänen Erwähnung fand! Und am Abend, wenn ich vor Erschöpfung auf meiner Pritsche lag, hörte ich immer wieder diesen Song. Did We Not Choose Each Other rauf, Did We Not Choose Each Other runter. So wurde dieser Song, übrigens zusammen mit Nelly Furtados komplettem Folklore-Album, zum Sound meiner ersten Paris-Reise. Die zweite Reise war dann übrigens viel glamouröser, war mit einer Menge Arbeit verbunden und es stand auch ein ganz anderer Song im Mittelpunkt, über den ich ein anderes Mal berichten werde. Und auch heute noch, fast 10 Jahre später, handelt es sich bei dem Song (und i. Ü. auch bei As I Lay Me Down) um ein Stückchen großartige Musik, das mir den Tag rettet. Seien wir mal ehrlich: Was gibt es schöneres, als an einem bewölkten Frühlingstag im Auto zu fahren, ein sentimentaler DJ legt einen der beiden Songs auf (meistens ist es ja As I Lay Me Down, Mainstreamradio und so …), plötzlich bricht die Sonne durch und es wirdzum Tanz der Endorphine geladen?
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Wer ich bin: Ich schreibe Bücher, forsche zur Massenkultur (Comics!), komponiere, liebe Musik & bin hoffnungslos franko-/italophil.
Woran ich glaube: Wir sollten im Leben danach streben, Narren zu sein. Immer auf der Suche, niemals am Ziel, von Neugier getrieben, mit offenen Augen, Ohren & Geist durch die Welt gehend.