Heino – Mit freundlichen Grüßen

Heino Mit freundlichen Grüßen

Heino ist zurück. Und im fortgeschrittenen Alter gelingt es ihm erstmals, ein Nummer-1-Album aufzunehmen – wer hätte das gedacht? Im Zuge der Veröffentlichung ist nun viel erzählt worden, vom Rockerkrieg und dergleichen. Das verleiht dem Release einen faden Beigeschmack. Denn ein Rockerkrieg setzt voraus, dass es sich bei den bekriegenden um Rocker handelt und das ist bei vielen Songs weder auf der Seite des Originalinterpreten, geschweige denn auf Heinos Seite der Fall. Und so neu ist das Konzept nun auch wieder nicht: Bereits in den 1960er/70er Jahren war es völlig normal, dass z. B. Easy-Listening-Veteranen wie James Last, Paul Kuhn oder Helmut Zacharias aktuelle Popsongs coverten. Heute eine Fundgrube für Funk- und Obskuritätensammler. Wozu also die (künstliche?) Aufregung? Als deutscher Johnny Cash wurde er gehandelt, wie vor wenigen Jahren noch Gunther Gabriel (auf den dieses Kompliment allerdings eher zutrifft, als auf den blonden Schlagerbarden). Doch ein alter Sänger, der Popsongs covert, ist noch lange kein Johnny Cash. Würde Hannes Wader plötzlich anfangen, Popsongs zu covern, sähe die Sache hingegen wieder anders aus. Denn Wader hat die Coolness eines Cash, er war nie so uncool, wie Heino es seit jeher ist, was nicht bedeutet, dass er nicht dennoch sympathisch ist. Doch wie ist Heinos Popalbum nun geworden? Gar nicht mal so übel. Insbesondere Junge, MFG, Sonne und Vogel der Nacht stechen heraus, letzteres besonders dadurch, dass Heino es noch stärker demaskiert, als es ihm in den anderen Liedern gelingt. Keinen Deut besser als der Carmen-Nebel-Durchschnittsschlager, kitsch-triefender Notenabfall. Junge von den Ärzten hingegen erstrahlt. Sei es die geschulte Stimme des Sängers, die doppelte Ironie oder das Polka-Arrangement. Ähnlich verhält es sich mit MFG. Man könnte natürlich bemerken, dass an Heino nun wirklich kein Rapper verlorengegangen ist – aber genau diese Unfähigkeit verleiht dem Stück eine skurrile Schrulligkeit, die ein wenig an die Danny-Elfman-Songs der Oompa Loompas erinnert. Rammsteins Sonne offenbart, im Arrangement mit Glockenspiel und Bläsersatz, dass es unverwüstlich ist. Ursprünglich mal als Klitschko-Song gedacht, wurde es seinerzeit als zu hart abgelehnt. Vielleicht ist diese Version jetzt geeigneter?

Heino gelingt es mit Mit freundlichen Grüßen ein Album aufzunehmen, dass wenige gute Songs zu bieten hat, diese aber in seiner Fassung, von seiner Stimme getragen, wirklich gelungen sind. Andere Songs sind leider eher belanglos geraten, fügen dem Original nichts Neues hinzu. Wieder andere Stücke werden als Schlager übelster Sorte demaskiert. diekopfhoerer haben es ja immer vermutet … hinter den meisten deutschen Popsongs steckt oft nur eins: Schlager mit verzerrten Gitarren.

Erschienen bei Sony Music.

Subjektiv: [xrr rating=3/5] Objektiv: [xrr rating=3/5]

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