Manche Alben sind einem vom ersten Moment an sympathisch. Bei Bad Old Songs von Daniel Kahn & The Painted Bird fängt es schon beim Cover an, einem Detailausschnitt aus Wojciech Grabowskis Cmetarz Zydowski, das wirkt, als sei es eigens für dieses Album angefertigt worden. Der jüdische Friedhof dient als Illustration für ein Album, auf dem vor allem Klezmer zu hören ist, auf einigen Stück sogar dreisprachig: Deutsch, Jiddisch und Englisch. Neben traditionellen Liedern und einigen Coverversionen (u. a. Franz Josef Degenhardt, Leonard Cohen und Robert Schumann) finden sich auch Eigenkompositionen, die sich perfekt in den alten Sound des Albums einfügen, so klingen, als seien sie mehrerer Jahrhunderte alt, was in diesem Fall absolut positiv gemeint ist. Besonders herausragend ist dabei Degenhardts ungemein wichtiges Lied Die alten Lieder, dessen Text das Dilemma deutscher Volksmusik beschreibt. Tot sind unsre Lieder / unsre alten Lieder. / Lehrer haben sie zerbissen, / Kurzbehoste sie verklampft, / brauene Horden totgeschrien, / Stiefel in den Dreck gestampft. Peter Rohland oder Hannes Wader, sie alle versuchten, die alten Lieder von diesen Vorurteilen zu befreien, zu zeigen, dass Volkslieder nicht mit Faschismus gleichzusetzen sind. Story Of Isaac reiht sich ein in die Liste großartiger Leonard Cohen Songs, die einfach unzerstörbar sind. Daniel Kahns Arrangement ist elegant, doch von einer anderen Eleganz als die Originalversion. Bad Old Songs ist ein ungemein geschlossenes Werk, das bei jedem Hördurchgang wächst. In einer Zwischenwelt gefangen, zwischen Traurigkeit und Fröhlichkeit, bewegt es ungemein.
Erschienen bei Oriente Musik.
Subjektiv: [xrr rating=5/5] Objektiv: [xrr rating=4/5]
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Wer ich bin: Ich schreibe Bücher, forsche zur Massenkultur (Comics!), komponiere, liebe Musik & bin hoffnungslos franko-/italophil.
Woran ich glaube: Wir sollten im Leben danach streben, Narren zu sein. Immer auf der Suche, niemals am Ziel, von Neugier getrieben, mit offenen Augen, Ohren & Geist durch die Welt gehend.