Zugegeben, die Stimmung des hiesigen Redakteurs war eher gedämpft, als es zu MIA. ging. Die Enttäuschung, die mit dem aktuellen Album Tacheles einherging, war recht groß, aber auch der Hauptgrund, sich die energetische Band um Mieze Katz einmal live anzusehen und vielleicht zu Unrecht gefasste (Vor-)Urteile zu revidieren. Zwei Tage nach dem Konzert und der erneuten Sichtung der MIA. Alben bleibt die Einsicht, das La Boum und Fallschirm die besten Songs des aktuellen Albums sind, La Boum sogar zum besten Stück im MIA. Repertoire gehört. Viel überzeugender als das letzte Studioalbum war hingegen die Show, die Mieze und ihre Jungs im Capitol spielten. Wurde das Konzert in Köln einen Tag zuvor krankheitsbedingt noch recht unverhofft abgebrochen, spielte man in Hannover ein knapp zweistündiges Showmonster, wie diekopfhoerer es im Rockbereich seit den Leningrad Cowboys vor über einem Jahrzehnt und der letzten Genesis-Tour 2007 nicht mehr gesehen haben. Überhaupt zeigte sich hier wieder einmal, welchen Einfluss letztgenannte Band auf Generationen von Musikern hat, denkt man an die Selbstinszenierung durch Kostüme und Requisiten. Akrobatische Einlagen gehören ebenso zum Repertoire wie Konfettikanonen, Wasserpistolen, leuchtende Kleider (wir denken spontan an Peter Gabriel) und Seifenblasen. Wenn Mieze zu singen beginnt, bebt der Saal, die Endorphine spielen verrückt und die Bässe pulsieren. Eine mit vielen Hits gespickte Setlist (eigentlich fehlte nur Was es ist, verständlicherweise) sorgte dafür, dass spätestens zum letzten Song wirklich jeder Zuschauer restlos glücklich war und auch ein klein wenig erschöpft und mit Konfetti in den Haaren das Capitol verließ. Auch unser Redakteur ließ sich von Miezes guter Laune anstecken, nach knapp zwei Stunden furiosen Feierns verließ er mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen und dem unguten Gefühl, es könnte sich bei Fallschirm vielleicht gar nicht um einen Luftsportsong handeln, das Capitol. MIA., eine Band, die sich ihren Erfolg redlich verdient hat!
Die Vorband stellten LAING, eine Gesangsgruppe, die nur begleitet von Schlagzeug und Synthbass eine interessante Mischung aus Coverversionen (u. a. Trude Herr, Die Prinzen) spielten und deren Auftritt reichlich bejubelt wurde. Ein interessantes, ansprechend umgesetztes Konzept.
Alle Fotos: Photocredit (c) 2012 by Julian Auringer für diekopfhoerer.eu
Hinweis: Alle Artikel wurden mir von der entsprechenden Plattenfirma / dem entsprechenden Verlag bzw. Verleih zwecks Rezension kostenlos zu Verfügung gestellt. Die Rezensionen sind demnach als Werbung zu betrachten. Werbung: Wenn dir der Artikel gefällt, wirst du mein Buch lieben: The Beach Boys - Pet Sounds
Wer ich bin: Ich schreibe Bücher, forsche zur Massenkultur (Comics!), komponiere, liebe Musik & bin hoffnungslos franko-/italophil.
Woran ich glaube: Wir sollten im Leben danach streben, Narren zu sein. Immer auf der Suche, niemals am Ziel, von Neugier getrieben, mit offenen Augen, Ohren & Geist durch die Welt gehend.