Herman Van Veens Alben sind anders. Herman Van Veen der Clown, Herman Van Veen der Sänger, Herman Van Veen der Poet. Und doch vom Durchschnittshörer als Schlager abgetan, evtl. gerade noch als Erfinder des Alfred Jodocus Kwak identifiziert. Das Werk des Niederländers glänzt durch eine Vielzahl hochwertiger Alben, die, frei von Kitsch, emotional sind. Immer ehrlich, textlich und musikalisch auf höchstem Niveau. Ob nun sein Debütalbum Ich hab‘ ein zärtliches Gefühl oder Für einen Kuss von Dir: die Grundstimmung bleibt ungebrochen. Lediglich der Sound hat sich verändert. Er ist jünger, moderner geworden, was nicht heißen soll, dass der Zauberer der Töne sich verbiegen würde, einem modernen Sounddiktat unterworfen wäre. Die jazzigen Chansons sind geblieben, nur spürt man deutlich, wie sich jüngere und ältere Musiker gegenseitig inspirieren (Veen stellt bevorzugt den Musiker ein, der in der Band der jüngste ist, um seinen Sound zu bereichern, dem Musiker selbst aber auch am Können der Älteren profitieren zu lassen). Lucas – eine Veen-typische Komposition ist z. B. deutlich in den 70er Jahren angesiedelt, klingt aber durch die Arrangements überaus jung und kraftvoll, auch das vielleicht beste Lied des Albums, Zeit, sei still, überzeugt auf musikalischer Ebene. Fließende Arrangements, zusammengehalten von einem wahnsinnig traurigen Text. Mit Für einen Kuss von Dir (ein Titel, der sich übrigens an seine Enkelkinder richtet) ist Herman Van Veen eines der besten Alben seiner Karriere geglückt. Vierzehn wunderbare, autobiografische Stücke, die keinen Durchhänger kennen. Ein Album, wie man es öfter hören will.
Erschienen bei Boutique / Universal
Subjektiv: [xrr rating=5/5] Objektiv: [xrr rating=4/5]
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Wer ich bin: Ich schreibe Bücher, forsche zur Massenkultur (Comics!), komponiere, liebe Musik & bin hoffnungslos franko-/italophil.
Woran ich glaube: Wir sollten im Leben danach streben, Narren zu sein. Immer auf der Suche, niemals am Ziel, von Neugier getrieben, mit offenen Augen, Ohren & Geist durch die Welt gehend.