Nach relativ langer Zeit ist nun endlich das neue Album von Alison Sudol, besser bekannt als A Fine Frenzy, fertig geworden. Und man merkt Pines mit jedem Ton an, dass der Entstehungprozess kein leichter war. Bereits der Opener Pinesong ist ein musikalisches „Fuck You“ in Richtung kommerzieller Erwartungen. Ein langer, langsamer Song ist es geworden, wie es hier viele zu hören gibt. Spärlich instrumentiert, weit entfernt von Once Cell In The Sea oder dem von Leben übersprudelnden Bomb In A Birdcage Sound. Wer tanzen möchte, ist hier völlig falsch. „Ich hatte meinen Weg aus den Augen verloren. Ich war desillusioniert und litt unter einer Schreibblockade, einer wahren Lebensblockade. Ich betrachtete alles mit Distanz und mein Horizont war bedeckt. […] Ich war kaum fähig, irgendetwas zu empfinden“ sagt Sudol über die Zeit, in der sie Pines schrieb. Ein Versuch, die Gefühle wiederzufinden, ihren Verlust nicht zu beklagen. So ist Pines weitaus mehr geworden als nur ein einfaches Album. Zeitgleich zur Veröffentlichung erscheinen ein interaktives Buch für iOS und ein Film, The Story Of Pines, der im Stil alter tschechischer Animationsfilme gehalten ist und, wie der Titel bereits vermuten lässt, die Geschichte von Pines erzählt. Man sollte es gesehen haben, denn erst dann erschließt sich dem Hörer die Geschichte des einsamen, immergrünen Baums und der Freundschaft zu einem Vogel. Der Spannungsbogen des Albums folgt der Geschichte, die Texte lassen den Hörer tief eintauchen in das Seelenleben der Protagonisten und mit dem Ende der Geschichte, dem Hinwenden zu einem neuen Anfang, findet die Musik in ihre gewohnte Hymnenhaftigkeit zurück. A Fine Frenzy haben mit Pines musikalisches Neuland betreten, einen Sound gefunden, den man ihnen nicht zugetraut hätte. Teils lange Passagen drückender Intimität, oft nur beschränkt auf das nötigste, oft sehr leise aufgenommen. Deutlich hörbar z. B. die Geräusche des Pianos und der Pedale. Pines erschließt sich dem Hörer mit jedem Durchgang etwas mehr. Die Melodien entfalten sich und man wird immer tiefer in eine wunderschöne Geschichte hineingezogen, eine wunderbare Fabel über die Vergänglichkeit der Natur und des Neuanfangs. Etwas schade nur, dass die CD wieder einmal sehr spärlich ausgestattet ist. Pines würde sich geradezu anbieten als Mediabook zu erscheinen. Das Buch in gedruckter Form, eine DVD mit dem tollen Animationsfilm und die CD in einem Paket wären deutlich praktischer als das gewählte Format (CD in Pappschachtel, man kennt die Meinung des hiesigen Autors zu diesem, in Deutschland leider fast immer lieblos zusammengeschusterten Kartons). Ich bin sicher, ein solches Paket fände seine Käufer. Nun, es bleibt noch Zeit für eine Special Edition. Virgin / EMI – it’s your turn! Die Musik hingegen ist perfekt. Und noch einmal: Ich hätte es Alison Sudol nicht zugetraut.
Erschienen bei Virgin / EMI.
Subjektiv: [xrr rating=5/5] Objektiv: [xrr rating=5/5]
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Wer ich bin: Ich schreibe Bücher, forsche zur Massenkultur (Comics!), komponiere, liebe Musik & bin hoffnungslos franko-/italophil.
Woran ich glaube: Wir sollten im Leben danach streben, Narren zu sein. Immer auf der Suche, niemals am Ziel, von Neugier getrieben, mit offenen Augen, Ohren & Geist durch die Welt gehend.