Olga Scheps gelang es mit den Aufnahmen Chopin und Russian Album, die Welt der klassischen Musik zu erobern und auch Popmusikfans für sich zu gewinnen, indem sie die jeweiligen Stücke von unnötigem Pomp zu befreien wusste und sich ganz auf den Notentext und das eigene ästhetische Gefühl verließ. Ja selbst eher ‚schwierige‘ Stücke wie Liszts Klavierkonzert Nr. 2 A-Dur S 125 erblühen unter ihren Fingern, was sie im Konzert zu beweisen wusste; Sie erschafft mit jedem Stück ein fast beispielloses Hörerlebnis. Und auch mit ihrer Schubert Aufnahme begeistert die gebürtige Russin erneut. Zwar findet sich hier hauptsächlich Tanzmusik, die leider oft genug zum Anlass genommen wird, um den Hörer mit falsch interpretierter Fröhlichkeit zu erschlagen, doch gelingt es Scheps, eine musikalische Zwischenwelt zu erzeugen. Eine fast unwirkliche Welt, in der die Musik zu schweben scheint, der tänzerischen Lockerheit immer auch eine unterschwellige Schwermut zu entnehmen ist. Musik, deren zärtlicher Klang weit entfernt ist von dem, was gemeinhin unter dem Begriff ‚Tanz‘ verstanden wird. Vergleicht man Olga Scheps mit anderen klassischen Musikern, so fällt auf, dass sie auch mit der dritten Aufnahme in zwei Jahren immer wieder neue Facetten offenbart und beim geneigten Hörer keine Ermüdungserscheinungen auftreten, der Flügel niemals hölzern oder stumpf klingt, jeder Ton an seinem Platz erblüht, wie die ersten Blumen nach einem viel zu langem, viel zu kaltem Winter.
Erschienen bei Sony Music / RCA Red Seal.
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Wer ich bin: Ich schreibe Bücher, forsche zur Massenkultur (Comics!), komponiere, liebe Musik & bin hoffnungslos franko-/italophil.
Woran ich glaube: Wir sollten im Leben danach streben, Narren zu sein. Immer auf der Suche, niemals am Ziel, von Neugier getrieben, mit offenen Augen, Ohren & Geist durch die Welt gehend.