Nelly Furtado – The Spirit Indestructible

Nelly Furtado CD Cover TSI

Nelly Furtados musikalische Entwickelung zu verfolgen, ist immer wieder spannend. Angefangen bei Whoa, Nelly!, jenem großartigen Debüt (aus einer Zeit, in der man Jeans noch mit abgeschnittenem Bund trug), dem mit I’m Like A Bird einer dieser übermächtigen Songs inne waren, auf die eine Künstlerin immer wieder reduziert werden wird. Doch Nelly Furtado toppte die Erwartungen mit ihrem großartigen Folgealbum Folklore. Jenes Album, das geschickt die Sounds des Vorgängers mit jeder Menge folkloristischer Elemente zu mischen wusste. Ein Album, das bis heute dafür sorgt, dass keines der Folgealbum von Kritikern ähnlich gewürdigt wurde. Doch bei genauer Betrachtung änderte sich der Sound auf Loose kaum. Ja, da war Timbaland. Plötzlich schwand das akustische Schlagzeug zu Gunsten des elektrischen Beats. Doch – und hier liegt die Besonderheit des stark kritisierten Albums – war der Grundtenor zu Folklore beinahe identisch (man höre sich hier das fast zärtliche All Good Things an), eine logische Entwickelung. Ein interessantes, überaus erfolgreiches Experiment. Das Folkmädchen von einst wurde zur Stadionsängerin. Ihr spanisches Album ging dann völlig unter, was, und ich betone es mit Nachdruck, nicht an der Qualität der Stücke auf Mi Plan lag, den die waren zwar kommerziell geprägt, aber dennoch weit ab vom typischen Rhianna-/Britney-/Disneymainstream. The Spirit Indestructible nimmt sich nun die Freiheit, an Whoa, Nelly! anzuknüpfen, den Sound in eine andere Richtung weiterzuentwickeln als es mit Folklore geschah. Anstatt des akustischen Drumsets hören wir ein elektrisches. Dieses ist aber von folkloristischer Rhythmik beeinflusst. Hinzu kommen ebenfalls von der Folklore beeinflusste Backgroundgesänge (überdeutlich z. B. in Miracles oder teilweise auch das „Na – Lay – Lay“ in Parking Lot), Rapeinlagen (was nicht verwundert, wenn man einen Blick auf die Ursprünge der Sängerin wirft), instrumentalen Spielereien (Akkordeon bei Waiting For The Night) und typischen Furtado-Balladen. Man experimentiert, ohne den kommerziellen Aspekt aus den Augen zu verlieren, denn die Melodien sind wie immer stark Ohrwurmlastig, zünden aber nicht beim ersten Hören, was ich positiv bewerte. Lediglich Believers (Arab Spring) ist in vielerlei Hinsicht kitschig und unnötig weichgekocht. Vermutlich wird The Spirit Indestructible polarisieren. Loose-Fans gibt es nicht genug, Whoa, Nelly!-Fans werden enttäuscht über die Loose-ähnliche Ausrichtung sein usw. Mit offenen, unbelasteten Ohren (ohne Berührungsängste) kann man mit The Spirit Indestructible viel Spaß haben.

Erschienen bei Interscope Records / Universal Music.

Subjektiv: [xrr rating=4/5] Objektiv: [xrr rating=3/5]

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