Max Richter – Recomposed: Vivaldi. The Four Seasons

Max Richter Recomposed

Über die Recomposed-Reihe berichteten wir zuletzt im Februar 2009, als Moritz von Oswald und Carl Craig ihren gelungenen Ravel-Remix vorstellten. Danach entwickelte sich die Reihe leider in eine Richtung, die für Klassikhörer und Popmusikfans gleichermaßen enttäuschend war. Mit The Four Seasons liegt nun das erste neu eingespielte Werk vor (zuvor nutzte man vor allem Samples). Max Richter – bekannt durch seinen Soundtrack zu Waltz With Bashir – entschied sich für Vivaldis wohl bekannteste Stück, da die Musik bis heute omnipräsent ist. Vom Supermarkt bis hin zur Konzerthalle, von Vanessa Mae bis zum subventionierten tschechischen Orchester: The Four Seasons wird überall und von jedem gespielt. Es handelt sich dabei um Klassik und Easy Listening zugleich, eine seltene Annäherung zweier sehr verschiedener Stilrichtungen. Max Richter gelang es nun, den Geist des Originals einzufangen bzw. wiederzuerwecken. Man erkennt sie sofort wieder: Frühling, Sommer, Herbst und Winter und doch ist Richters eingreifen teils extremer Natur. Da wird geloopt, umarrangiert, entschlackt, geschichtet. Die Bandbreite reicht von Technomerkmalen bis hin zur klassischen Musik, mal wummert es, wie in aktueller Zimmerscher Filmmusik üblich, dann erhebt sich die barocke Brillianz des Geistes Vivaldis. Manches Stück schwillt zu einem Übermächtigen Soundmonster an, um dann in sich zusammenzufallen, man fühlt sich an Postrock erinnert. Doch sind alle Klänge rein orchestral, erzeugt vom Konzerthaus Kammerorchester Berlins unter der Leitung von André De Ridder. Daniel Hope an der Violine zeigt sein ganzes Können und beweist erneut, dass er zu den besten Musikern seines Fachs gehört. Recomposed wird Traditionalisten gehörig vor den Kopf stoßen – oder sie zumindest beim Versuch verwirren, die Partitur während der Rezeption mitzulesen. Doch Max Richters Version der Four Seasons gelingt etwas, dass dem Original schon seit Jahrzehnten nicht mehr gelingt: Es erzeugt Emotionen, erschlägt den Hörer förmlich. Die Einspielung als gelungen zu bezeichnen, wäre maßlos untertrieben.

Erschienen bei Deutsche Grammophon / Universal Music.

Subjektiv: [xrr rating=5/5] Objektiv: [xrr rating=4/5]

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