Habe ich vor zwei Wochen bereits vom Ödlandkonzert in Hannover geschwärmt, so muss ich gestehen, dass auch Sankta Lucia zu Schwärmereien verleitet. War Ottocento noch eher durchwachsen, wurden die Erwartungen zwar nicht enttäuscht, aber auch nicht vollends erfüllt, so ist Sankta Lucia das Meisterwerks, das man sich nach der wunderbaren EP The Caterpillar gewünscht hätte. Das Album erzählt von einer Europareise per Zug, spiegelt in 19 Stücken den Charakter des jeweils bereisten Landes wieder. Neue Einflüsse bereichern den bestehenden Sound, neue Instrumente wie die gelegentlich verwendete Farfisaorgel erweitern auch spieltechnisch die Möglichkeiten des Quartetts. So finden sich in Östersund erstmals psychedelische Einflüsse der 1960er Jahre; der Gesang erzeugt schlicht Gänsehaut. Warszawa besticht durch ein überaus dichtes, bei Ödland bisher nie gehörtes Arrangement. Hier klingt das Ensemble ungeheuer dicht, als spielten sie mit einem kompletten Orchester. Sankta Lucia ist ein durch und durch stimmiges Album geworden, ein Magnum Opus, vergleichbar mit den großen experimentellen Alben der Musikgeschichte. Jeder Hördurchgang offenbart neue Nuancen; die Spielzeit von 60 Minuten scheint hier so kurz wie bei wenigen Alben dieser Länge. Magisch!
Erschienen bei Ödland (Eigenvertrieb oder als MP3 via Amazon).
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Wer ich bin: Ich schreibe Bücher, forsche zur Massenkultur (Comics!), komponiere, liebe Musik & bin hoffnungslos franko-/italophil.
Woran ich glaube: Wir sollten im Leben danach streben, Narren zu sein. Immer auf der Suche, niemals am Ziel, von Neugier getrieben, mit offenen Augen, Ohren & Geist durch die Welt gehend.