Verschiedene, erwähnenswerte Neuerscheinungen

Peter Gabriel - Peter Gabriel. New Blood. CD Cover

Aufgrund von Zeitmangel und einer Menge erwähnenswerter Promos fasse ich einige Kritiken zusammen.

ErdmöbelRetrospektive: Auf der bereits im September erschienenen Werkschau der wohl lyrischsten Band aus Deutschland treffen gute Popsongs auf assoziative Texte, die Zeit vergleicht sie mit Gottfried Benn, Hans Christian Andersen und den Pet Shop Boys. Zu der fantastischen CD wird ein umfassendes Textbuch mitgeliefert, in dem alle Lieder abgedruckt sind. Erschienen bei Edel.

WundertüteWundertüte: Das Jazzprojekt von Mario Meusel und Christian Schöbel mischt ernste Musik mit Humor; mein Humor ist es nicht, dennoch ist das Gebotene absolut hörenswert. Trotzdem kann es nicht mit den Werken eines Frank Zappas oder Götz Alsmann verglichen werden. Erschienen bei MLM.

Alexandre Desplat – Largo Winch II: Der talentierte Komponist schreibt Musik für die Fortsetzung eines Agententhrillers, sein eleganter Stil, den er auf Das Mädchen mit dem Perlenohrring zeigte, geht unter genretypischem Lärm leider verloren. Erschienen bei Colosseum / Varese Sarabande.

Lorne Balfe – Ironclad: Musik zu Mittelalterfilmen verliert sich oft in Kitsch oder überladenen Actionkompositionen, Balfe umschifft mit seinem Score diese Clichés, Corvus Corax unterstützen ihn dabei. Kein Meisterwerk, aber anhörbar. Erschienen bei Colosseum / Varese Sarabande.

Pascal Schumacher Quartet – Bang my can: Verspielter Jazz vom Feinsten, der bei mehr redaktionellem Spielraum in der Zeitgestalung eigentlich eine Vollkritik bekommen sollte. Pascal Schumacher zeigt sich ein ganz klein wenig innovativ und überzeugt auf ganzer Linie. Erschienen bei Enja.

Nigel Kennedy – The four elements: Kennedy ist ohne Frage ein begabter Interpret, sein Doors Album ist wirklich sehr gut geworden. The four elements hingegen ist eine Beleidigung für Klassiker und Rockfans gleichermaßen: Chorsänger funktionieren in der Regel als solche, als Rocksänger wirken sie schwächelnd. Titel wie Encore (It’s Plucking Elemental) erinnern an die erbärmlichen Versuche von ELP oder Deep Purple in den späten 80ern, modern zu klingen. Dass Kennedy seinen Zyklus auf Tournee zusammen mit Vivaldis Vier Jahreszeiten aufführt, zeugt von einem übersteigerten Ego und absolut bornierter Selbstverliebtheit. Erschienen bei Sony.

DrahtSeilAkt – Fall oder Tanz: Der Gitarrist von Raemonn spielt zusammen mit einer durchaus talentierten Sängerin gefühlvollen Deutschpop, der an Katja Werker erinnert und leider auch genauso schnell nervt. Ausbaufähig! Erschienen bei Achtung Music.

Peter Gabriel – New Blood: Peter Gabriels Orchesteralben heben sich von ähnlichen Veröffentlichungen anderer Musiker wohltuend ab, was bereits auf Scratch My Back wunderbar funktionierte. Wo jedoch das Vorgängeralbum mit interessanten Neuinterpretationen unter teils völliger Missachtung des Originals punktete, interpretiert Gabriel sich selbst zu werkgetreu. Was bei Darkness und The Rythem Of The Heat ganz wunderbar funktioniert und bei seinem thematisch wohl aktuellsten Lied Wallflower für Gänsehaut sorgt, ist an anderer Stelle leider langweilig oder, sobald er von seiner Tochter begleitet wird (gilt nicht für die tolle Ane Brun!), langweilige Begleitmusik. Man darf hoffen, dass sich das Popgenie in dieser Richtung ausgelebt hat und sich auf die alten Stärken, herkömmliches mit Innovativem zu verbinden, besinnt. Erschienen bei Real World / EMI.

Hinweis: Alle Artikel wurden mir von der entsprechenden Plattenfirma / dem entsprechenden Verlag bzw. Verleih zwecks Rezension kostenlos zu Verfügung gestellt. Die Rezensionen sind demnach als Werbung zu betrachten.
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