Max Raabe nicht zu mögen, um sein neues Album Küssen kann man nicht alleine nicht zu mögen, ist keine Voraussetzung. Aber wenn man ihn mag, trifft das Album einen umso mehr. Eigentlich fing alles ganz verheißungsvoll an: Der Bewahrer des zeitlosen Gentleman-Stils, der Retter des besseren deutschen Liedgutes, der uns musikalisch eine Zeit näherbringt, die durch den Nationalsozialismus brutalst möglich verdrängt wurde trifft auf die einzig wahre Annette Humpe, der man schon deshalb Respekt zollen muss, da sie mit Ideal einige tolle NDW Momente schuf. Man wollte etwas Neues probieren, ohne das Palast Orchester, experimentieren, völlig zwanglos. Küssen kann man nicht alleine und der Folgetrack Ich bin nur wegen dir hier sind auch gar nicht mal so schlecht, bleiben im Ohr und klingen so, wie man es von Raabe gewohnt ist. Doch etwas fehlt. Es ist das Palast Orchester. Anstelle dessen setzt man auf den Computer, wie man im Booklet nachlesen kann. Genauer gesagt auf die Vienna Symphonic Library und produziert eine der schlechtesten Produktpräsentationen die man sich vorstellen kann. Violinen- und Cellosoli sind mit der Samplebibliothek nicht zu meistern. Dafür gibt es z.B. die Gofriller VSTs. Aber auch andere Streichersounds kann man mit etwas Tüftelei in wenigen Stunden nahezu perfekt nachbilden. Aber warum nachbilden? Warum nicht gleich auf das Palast Orchester setzen (wie man es auf der Bonus CD getan hat)? Warum nicht mal wirklich experimentieren? Nur Piano Solo, oder eine Band? Warum macht man genau das, was man auch sonst immer macht? Palast Orchester ohne Palast Orchester? Das können dann auch die recht guten Songs und die schönen Texte nicht mehr retten. Schade, aber trotzdem ganz nett anzuhören.
Heinweis: Das hier gezeigte Cover ist von der Special Edition. Auf einer Bonus CD wurden alle Songs vom Palast Orchester eingespielt. Diese Fassung lag allerdings nicht zur Rezension vor.
Erschienen bei DECCA.
Subjektiv:[xrr rating=3/5]
Objektiv:[xrr rating=2/5]
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Wer ich bin: Ich schreibe Bücher, forsche zur Massenkultur (Comics!), komponiere, liebe Musik & bin hoffnungslos franko-/italophil.
Woran ich glaube: Wir sollten im Leben danach streben, Narren zu sein. Immer auf der Suche, niemals am Ziel, von Neugier getrieben, mit offenen Augen, Ohren & Geist durch die Welt gehend.