[quote]Bond-Girl Gemma Arterton beweist, wie sexy ein verängstigtes Opfer sein kann[/quote]
ist einer der Werbeslogans des Thrillers Spurlos – Die Entführung der Alice Creed, die auf einen schäbigen, menschenverachtenden B-Movie hinzudeuten scheint. Man denke an die Welle der Folterfilme der letzten Jahre, Filme, in denen das traditionelle Kammerspiel in Verbindung mit Entführungsthematik als Rechtfertigung für abendfüllende Folterexzesse genutzt wurden. Viel größer dann die Überraschung, dass es sich bei Alice Creed um einen hochintelligenten Thriller handelt, der neben guten Dialogen auch eine gewisse Kaltschnäuzigkeit im Umgang mit dem Opfer zu bieten hat, die unter die Haut geht, durchaus amoralisch ist aber keinen Moment ins Exploitergenre abgleitet. Man nehme als Beispiel die Viertelstunde, in denen minutiös die Entführung vorbereitet und durchgeführt wird. Alice Creed, gespielt von der entzückenden Gemme Arterton, spielt ihre Rolle unaufgeregt glaubwürdig, Martin Compston und Eddie Marsan verleihen ihren Rollen die notwendige Tiefe und es gelingt ihnen, eine gewisse Sympathie zu entwickeln, was die Gesamtsituation umso beklemmender erscheinen lässt, denn es wird schnell deutlich, dass es sich bei Alice Creed um Menschenmaterial handelt, ein scheinbar zufälliges Opfer, dessen Überleben rein fakultativ ist. Interessant dabei der Ansatz, die Vergangenheit der Entführer und ihres Opfers nur in Dialogen zu thematisieren, was den Zuschauer in die Rolle des Voyeurs verweist und demaskiert, welche Befriedigung manch‘ einer beim Beobachten einer Extremsituation empfindet. Bezeichnend ist in diesem Kontext auch, dass Alice Creed konsequent sexualisiert wird.
Ein spannender Thriller, der überraschende Wendungen zu bieten hat, einige von ihnen sind sicher nicht so raffiniert, wie diverse Kritiker behaupten und wirken etwas konstruiert. Das ändert aber nichts daran, dass Spurlos Die Entführung der Alice Creed ein spannendes Kammerspiel ist und den Zuschauer fesselt. Unbedingt mit englischer Tonspur gucken.
Der Ton der Blu-ray liegt auf Deutsch und Englisch im DTS-HD Master Audio 5.1 vor, der Mix ist etwas bieder und zu frontlastig geraten. Das Bild ist klar und scharf, könnte an einigen Stellen aber durchaus besser sein (als Vergleich dienen hier die Blu-rays von Crank 2 und Todeszug nach Yuma). Dennoch gibt es auf technischer Seite wenig zu meckern. Mit Wendecover.
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Wer ich bin: Ich schreibe Bücher, forsche zur Massenkultur (Comics!), komponiere, liebe Musik & bin hoffnungslos franko-/italophil.
Woran ich glaube: Wir sollten im Leben danach streben, Narren zu sein. Immer auf der Suche, niemals am Ziel, von Neugier getrieben, mit offenen Augen, Ohren & Geist durch die Welt gehend.