Soeben bei Skriptum gefunden: Die Beach Boys feiern ihr 50 jähriges Bandjubiläum. Vor 50 Jahren begann alles mit einer Single, welche die Popwelt verändern sollte: Surfin’ Safari war der große Durchbruch für die Beach Boys, die sich seit dem zu einer der größen Popbands aller Zeiten hocharbeiteten. Anfangs noch mit dem Image der Surferboys belegt (Brian Wilson konnte nicht nur nicht surfen, sondern hatte zeitweise sogar eine Wasserphobie) entwickelte Mastermind Brian Wilson zusammen mit Textern wie Tony Asher und Van Dyke Parks Stücke, die einem aus der Seele zu sprechen scheinen. Man nehme das wunderbare I Just Wasn’t Made For These Times oder Break Away – auch Stücke wie Good Vibrations, Caroline No oder God Only Knows prägten die Popmusik nachhaltig. Doch nach dem grandiosen Pet Sounds zogen dunkle Wolken im Mikrokosmos der Beach Boys auf: Der unsichere Brian wurde bei den Aufnahmen zum großartigen Smile zunehmend paranoider und schaffte es damals nicht, die Aufnahmesessions zu beenden. Er ging schon lange nicht mehr auf Tournee und nach dem Tod seines Bruders Dennis Wilson, der ein phänomenales Soloalbum veröffentlichte (Pacific Ocean Blue), wurde Brian Wilson Drogensüchtig und war Jahrzehnte lang unfähig zu arbeiten. Die verbliebenen Mitglieder übernahmen nun die Führung und es entstanden großartige Alben wie Surfs Up und Sunflower. Auf ihnen waren vereinzelt noch Brians Kompositionen zu hören wie das tolle Surfs Up, aber auch die Kompositionen seiner Mitstreiter hatten es in sich, wie das experimentelle Feel Flows. Man hatte auf diesen Alben als Band zu einer neuen Einheit zusammengefunden. Doch der Stern begann zu sinken. Nach und nach wurden die Stücke schlechter, die Tourneen besucht kaum einer und die Beach Boys verschwanden langsam von der Bildfläche. Mit dem Stück Kokomo (geschrieben vom Mamas & Papas Mastermind John Phillips) folgte ein großes Comeback, dass jedoch zu einer Eintagsfliege wurde. Brian Wilson geriet unter die Fittiche eines obskuren Arztes, der sich die Rechte an seinen Kompositionen erkaufte und ihn 24 Stunden am Tag beobachten lies, was schließlich zu einem Selbstmordversuch führte. Nachdem sein Bruder Carl (verstorben 1998) bemerkte, was vor sich ging, dauerte es nicht lange, bis Brians Arzt die Zulassung entzogen wurde.
Im Juni 2000 kehrte Brian Wilson dann auf die Konzertbühnen zurück und präsentierte u.a. Pet Sounds in einer Liverversion. Es folgte die Sensation: Das mysteriöse Smile wurde veröffentlicht. Mit neuer Band wurde es in London uraufgeführt. Seitdem geht es stetig bergauf. Das Nachfolgealbum Lucky Old Sun ist ein moderner Klassiker und auf Wilsons neues Gershwin Album darf man gespannt sein.
Die Beach Boys indess gibt es immer noch. Unter der Führung von Al Jardine treten sie fast volkommen neu besetzt auf und sind zu einer Partyband geworden. In die Schlagzeilen kam Mike Love (schrieb viele Liedtexte / Rechteinhaber aller Beach Boys Songs, Brian Wilson trat sie ihm ab), den es, genau wie Brian Wilson, kein bisschen stört, dass Katy Perry Californian Girls zitiert – was der ehemaligen Plattenfirma der Beach Boys jedoch missfällt. Zum 50. Bandbestehen alles Gute und noch ein Hinweis: Eine Reunion wird es nicht geben. Zwar reden Wilson und Love inzwischen wieder miteinander, doch hat Wilson kein Interesse, noch einmal mit den Beach Boys zu arbeiten.
Trivia: Dennis Wilson war der Sunnyboy, der lebte, was Brian in seinen Liedern beschrieb. Brian war der ruhige, depressive, dessen Gemütszustände in Dennis Musik beschrieben wurden.
Hinweis: Alle Artikel wurden mir von der entsprechenden Plattenfirma / dem entsprechenden Verlag bzw. Verleih zwecks Rezension kostenlos zu Verfügung gestellt. Die Rezensionen sind demnach als Werbung zu betrachten. Werbung: Wenn dir der Artikel gefällt, wirst du mein Buch lieben: The Beach Boys - Pet Sounds
Wer ich bin: Ich schreibe Bücher, forsche zur Massenkultur (Comics!), komponiere, liebe Musik & bin hoffnungslos franko-/italophil.
Woran ich glaube: Wir sollten im Leben danach streben, Narren zu sein. Immer auf der Suche, niemals am Ziel, von Neugier getrieben, mit offenen Augen, Ohren & Geist durch die Welt gehend.