Wer es noch nicht weiß: Das Jahr 2010 ist das offizielle Frédéric Chopin Jahr! Nachdem ich das Mozart Jahr 2006 gerade so überstanden hatte (Mozart Musical, Neueinspielungen der ewig gleichen Nettigkeiten) war ich doch ein wenig geschockt, dass 2010 schon wieder ein Jahr ist, in dem ein Komponist Jubiläum feiert, den ich gemeinhin eher meide. Umso größer dann die Überraschung, als ich Anfang des Jahre plötzlich mit Mozart Versöhnung feierte (Stichwort: Requiem) und vor ein paar Wochen Olga Scheps im Fernsehen sah (bei TV Total – wo sie eigentlich so gar nicht hingehört). Eine Person, die Musik gleichwertig sieht und der Meinung ist, dass jeder Musiker ein guter Interpret sein kann, wenn er den Komponisten aus ganzem Herzen liebt – das machte sie mir sofort sympathisch. Zu meiner Überraschung stellte ich fest, dass mir Chopins Walzer doch besser gefallen, als ich das in Erinnerung hatte. Auf ihrer CD hat Olga Scheps nun 13 schöne Stücke zusammengetragen, die jeder einmal gehört haben sollte. Die Interpretationen sind kraftvoll und sanft zugleich, sie wirken nicht roboterhaft perfektioniert. Beispiel: Étude op. 25 Nr. 12 mit seinen Arpeggios wird nicht zu Unrecht oft auch Ozean genannt, denn der Hörer wird förmlich vom Piano überflutet, wie sonst eigentlich nur bei Bach. Doch wirken sie organisch, zu keiner Zeit klingt es hölzern. Leichtigkeit und Schwermut gehen hier Hand in Hand, wunderbar zu hören in der Nocturne op. posth.

Olga Scheps Interpretationen sind bis in die Haarspitzen bezaubernd, der faulige Atem altbackender Interpretationen ist hier weit und breit nicht zu entdecken; Die Musik macht Freude und verschönert den Tag. Wer eine Einführung in die Musik Frédéric Chopins sucht, kommt um diese CD nicht umhin. Und so ist auch die Hörspielkassette meiner Kindheit vergessen, in der ich es immer mit der Angst bekam, wenn Chopin krank im Kloster in Valldemossa sein Regentropfen-Prelude schrieb und von Fieberträumen gequält wurde. Ja, Chopin und ich haben uns wieder versöhnt.
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Wer ich bin: Ich schreibe Bücher, forsche zur Massenkultur (Comics!), komponiere, liebe Musik & bin hoffnungslos franko-/italophil.
Woran ich glaube: Wir sollten im Leben danach streben, Narren zu sein. Immer auf der Suche, niemals am Ziel, von Neugier getrieben, mit offenen Augen, Ohren & Geist durch die Welt gehend.